FAST SCHON EXZELLENT: Vorrundensieg im dritten Anlauf
Die Uni kommt mit ihrer Bewerbung um Fördermillionen beim Bund eine Runde weiter. Zuhause wird debattiert, ob sie Geld von Rüstungsfirmen nehmen darf
Die Bremer Uni hat sich als eine von sieben Hochschulen im Vorentscheid der Exzellenziniative des Bundes durchgesetzt. Ihr "Ambitioniert und agil" benanntes "Zukunftskonzept" wurde am Mittwoch von der Deutschen Forschungsgemeinschaft aus 22 Anträgen ausgewählt.
Die "Zukunftsuniversitäten" sind die lukrativste von drei Förderlinien, mit denen der Bund im Rahmen seines Exzellenzwettbewerbs Spitzenuniversitäten mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro fördert. Das Instrument zielt nicht auf einzelne Institute oder Forschungsschwerpunkte, sondern auf die strategische Entwicklung ausgewählter Hochschulen.
Neben Bremen schafften es auch Berlin (HU), Bochum, Dresden, Köln, Mainz und Tübingen in die nächste Runde des Auswahlverfahrens. Sie müssen bis September einen ausführlichen Antrag stellen. Den Siegern winken bis 2017 jährlich zweistellige Millionenbeträge.
Gleichzeitig scheiterten gestern allerdings drei Neuanträge der Bremer Uni in den beiden anderen Förderlinien. Eine Graduiertenschule und zwei der so genannten "Exzellenzcluster", thematische Forschungsschwerpunkte, schieden aus. In diesen beiden Förderlinien ist die Bremer Uni allerdings noch aus den Auflagen der Exzellenzinitiative von 2006 und 2007 vertreten.
Uni-Rektor Wilfried Müller sagte, mit dem Vorentscheid spiele Bremen "im Konzert der besten Universitäten in Deutschland ganz vorne mit". Das beim Wissenschaftsrat eingereichte Zukunftskonzept stelle Bremen als "Hochschule mittlerer Größe, die zu den drittmittelstärksten in Deutschland zählt" dar. Im universitären Konsens seien "Wissenschaftsschwerpunkte" bestimmt worden, die ermöglichten "dauerhaft internationale Spitzenforschung zu etablieren". Der Aufbau "kleinerer und kreativer Gruppen" schaffe dabei "auch außerhalb der Profilbereiche Freiräume für wissenschaftliche Neugier".
Kritiker der Exzellenzbewerbung hatten in der Vergangenheit beklagt, dass zur Profilbildung wichtige Studiengänge wie die außerschulische Behindertenpädagogik abgeschafft wurden, mit denen sich kaum Fördergelder einwerben lassen. Schwerpunktsetzung und Drittmittel -zu Hause sorgte auch gestern für Diskussionen, was bei den Juroren in Bonn offenbar Eindruck machte. Während die Exzellenzjury am Rhein ihre Entscheidungen bekannt gab, wurde im Haus der Wissenschaft auf Einladung von Nordwestradio debattiert, ob es statthaft ist, dass sich die Uni vom Satellitenbauer OHB eine Stiftungsprofessur bezahlen lässt. Denn OHB verdient Millionen mit strategisch wichtigen Militärsatelliten - und die Uni hat sich einst selbst verpflichtet, von Rüstungsforschung die Finger zu lassen.
"Die Zivilklausel gilt im Prinzip fort", sagte Marcus Beimer vom Dezernat für Akademische Angelegenheiten der Uni. Gleichzeitige gebe es"spezielles Interesse an dieser Kooperation. Bremen ist ein wichtiger Standort der Raumfahrtindustrie." Die Kooperation sei "ein klarer Verstoß gegen die Zivilklausel", widersprach Lena Graser vom AStA. Das sah auch Informatikprofessor Hans-Jürgen Kreowski so. Er hatte bei 63 Professoren Unterschriften gegen die OHB-Spende gesammelt. "Der Staat gibt Unsummen dafür aus, die Unis in Kooperationen mit der Wirtschaft zu drängen. Davon profitieren aber nur ganz bestimmte Bereiche. Die anderen vertrocknen."
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