FALSCH IN LICHTENBERG : Von Klopapier lernen
Ich radele so vor mich hin, als ich plötzlich Hunger kriege. Ich hole mir einen Müsliriegel und kaufe dann auch gleich noch Klopapier; ich habe keins mehr zu Hause. Ich esse den Riegel, packe das Papier hinten drauf und radele weiter. Zweimal verfahre ich mich noch, aber ich verfahre mich öfter mal und schließlich schaffe ich’s doch. Ich schiebe das Rad in den Hof und gehe in meine Wohnung, dann aber gleich noch mal raus: das Klopapier! Ich schau in den Korb, dann rund ums Rad, aber das Klopapier ist nicht da. Mist, denk ich. Unterwegs verloren.
Kurz überlege ich, ob es das wert ist zurückzufahren, es auf den Straßen zu suchen, aber weil schönes Wetter ist und ich nun mal Klopapier brauche, tue ich das. Ich radele und radele, biege ab, wenn ich ’nen Straßennamen erkenne, nur stehe ich dann plötzlich in Lichtenberg, und nach Lichtenberg wollte ich nicht.
Ich halte an und drehe um, versuch’s noch mal, radele in die andere Richtung, nach Mitte, und weil ich das tue, verstehe ich plötzlich, was ich falsch gemacht habe. Einen richtigen Geistesblitz habe ich. „Echt?“, denk ich. „So einfach ist das?“ Gespannt rolle ich zur nächsten Kreuzung. Da! Es stimmt! Zwei Mal derselbe Straßenname, links und rechts. Ich starre auf die Schilder. Eigentlich logisch, dass man erst überlegen muss, welche die richtige Richtung ist. Nur hatte ich nie überlegt, sondern gedacht: „Kenne ich. Stimmt schon. Zack, los!“, egal, welche Richtung.
Aber jetzt denk ich das nicht; jetzt stehe ich und überlege erst mal. Nach rechts, beschließe ich dann, und als tatsächlich der Laden auftaucht, wo ich das Klopapier gekauft habe vorhin, bin ich stolz. Ich habe was gefunden! Den Laden! Den Weg! Das Klopapier zwar nicht, aber das ist egal; ich kaufe einfach noch eine Packung und wenn ich sie wieder verliere, weiß ich ja jetzt, wie das geht mit den Straßen: überlegen statt zack. JOEY JUSCHKA