FALKO GÖTZ, KIELER EX-COACH : Schwächen im Aufbau
■ führte als Trainer Hertha BSC zwei Mal – 2002 und 2005 – auf den vierten Tabellenplatz der Bundesliga Foto: dpa
Noch vor etwas mehr als drei Monaten feierte Falko Götz mit über zweitausend Kielern den Aufstieg in die 3. Liga und versprach: Wir bauen hier etwas auf. Götz und Kiel – ein ehrgeiziges Projekt und ein ehrgeiziger Trainer, das schien zu passen. Gemeinsam mit Andreas Thom sollte er Holstein Kiel, den Meister von 1912, zurück in den großen deutschen Fußball führen. Die 2. Liga war da nur das kurzfristige Ziel. Große Pläne für eine große Zukunft – und Götz schien das lachende Gesicht dieser Vision zu sein.
Seit vergangener Woche ist diese Zukunft schon wieder Vergangenheit, das Gesicht versteinert. Holstein Kiel hat seinen Trainer fristlos entlassen. Götz hatte sich mit seiner Mannschaft überworfen. Nach der Niederlage in Braunschweig soll die Situation effektvoll eskaliert sein, Götz einen Spieler geschlagen haben.
Für Falko Götz bedeutet das ein erneutes Scheitern – diesmal mit dem Versuch, sich als Trainer endgültig im deutschen Profi-Fußball zu etablieren. Vor ein paar Jahren noch galt er, zusammen mit Jürgen Klopp und Thomas Doll, als große Hoffnung: Er verkörperte den jungen Trainer, neue Ideen, moderne Ansätze. Doch dauerhaft erfolgreich zu arbeiten, das gelang dem heute 47-Jährigen nicht: Auf kurze Zwischenhochs folgte immer wieder der Absturz.
Götz versteht es, seine Mannschaften stark zu reden. Er lüftet durch, bricht Strukturen auf, sorgt für Motivation. Doch dieser Effekt ist von erschreckend kurzer Halbwertzeit, das war in Berlin so, bei 1860 München – und nun auch in Kiel, wo die Mannschaft auf der Stelle zu treten scheint.
So ist Götz einer von denen, deren Namen immer dann fallen, wenn schnelle Retter gesucht werden. Er selbst hat immer wieder betont, kein Feuerwehrmann sein zu wollen. Doch es scheint, als würde ihm das Löschen einfach besser liegen als das Aufbauen. LUCAS VOGELSANG