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■ Exjugoslawien: Verkleinerte Nato-Truppe bleibtZurück zum Peacekeeping

Die amerikanisch dominierte Nato-Mission zieht zum Jahresende aus Bosnien ab; ein vorwiegend europäisches Kontingent von 20.000 Soldaten soll sie ablösen, verstärkt von einer schnellen Eingreiftruppe. Reicht das, um den wackligen Frieden zu sichern?

Militärisch sind die 60.000 Nato-Soldaten in Bosnien bisher nicht herausgefordert worden. Denn beide Seiten, Föderation und bosnische Serben, akzeptieren im großen und ganzen die in Dayton vereinbarte Verteilung des Territoriums. Aber weder Kroaten noch Serben wollen die gemeinsame Staatskonstruktion. Und dagegen richten auch 60.000 Nato-Soldaten nichts aus. Die Nato-Generäle haben stets jeden politischen Auftrag ängstlich abgewehrt. Nun lassen sie zu, daß die (bisher bereits real eingeschränkte) vereinbarte Bewegungsfreiheit, auch formal abgeschafft wird.

Dabei gäbe es durchaus militärische Mittel, dies zu verhindern, eng kombiniert allerdings mit einer zivilen Mission. Wie man das macht, haben 1994, nach Ende des kroatisch-muslimischen Krieges, die britischen Blauhelme gezeigt, indem sie konsequent Straßensperren abräumten und die Verantwortlichen zur Rede stellten. Die Amerikaner verfügen hingegen über keine Erfahrung im sogenannten Peacekeeping. Briten und Franzosen, die alten Kolonialmächte mit UNO-Praxis, können dabei erfolgreicher agieren – die Deutschen wären wohl wieder am besten im Hintergrund, bei der Logistik aufgehoben.

Eine solche Konstellation unterschiede sich übrigens kaum von der UNO-Mission, die bis Ende 1995 in Bosnien stationiert war. Die UNO hatte zum Schluß 18.000 Mann und ebenfalls eine Schnelle Eingreiftruppe. Käme es wieder zu Kämpfen, befände sich die Euro-Nato sofort im gleichen Dilemma wie seinerzeit die UNO.

Der Schlüssel für den Frieden in Bosnien liegt in der Bereitschaft der internationalen Gemeinschaft, auch politisch Verantwortung zu übernehmen. Sie müssen es jetzt tun – ob mit 60.000 oder 20.000 Mann, Amerikanern oder Europäern, Nato oder UNO, ist zweitrangig. Norbert Mappes-Niediek

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