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Exiliraner ermordet

■ Kurde in Ankara erschossen / Täter beim iranischen Geheimdienst vermutet

Ankara/Berlin (AP/taz) – In Ankara wurde am Samstag ein iranischer Kurde erschossen. Augenzeugen berichteten, die Täter, die fliehen konnten, hätten persisch gesprochen. Der 35jährige Bahram Azadifar war Mitglied der „Kurdischen Demokratischen Partei Irans“ (KDP-I) und lebte als Exilant in der Türkei. Azadifar ist mindestens der vierte iranische Dissident, der in diesem Jahr in der Türkei umgebracht wurde.

Die „Internationale Föderation iranischer Flüchtlings- und Immigrantenräte“ in Schweden macht den iranischen Geheimdienst für den Mord verantwortlich. Nach Angaben der Organisation wurde bereits am 25. August in der türkischen Stadt Kirshahir ein Freund Azadifars namens Mohammad Ghaderi entführt. Er soll zu der „Kurdischen Demokratischen Partei Irans – Revolutionskommando“ gehören.

Nach Angaben der schwedischen Föderation wurden in den letzten Wochen iranische Dissidenten in der Türkei von Unbekannten observiert und fotografiert. Die Organisation wirft der Regierung in Ankara vor, dem iranischen Geheimdienst bei der Verfolgung iranischer Oppositioneller in der Türkei freies Spiel zu lassen. Dies sei bei einer Konferenz der Innenminister beider Staaten im September vergangenen Jahres beschlossen worden. Die Organisation befürchtet, die Ermordung Azadifars sei nur der Auftakt einer großangelegten Jagd des iranischen Geheimdienstes auf oppositionelle Iraner.

Im iranischen Teil Kurdistans führen Guerilleros der KDP-I einen Kampf gegen die iranische Zentralgewalt. Die Teheraner Führung verfolgt die Mitglieder der Partei auch im Ausland. So wurden im September 1992 in einem Berliner Restaurant der Generalsekretär der Organisation, Sadik Serefkendi, und weitere führende Parteifunktionäre erschossen. Drahtzieher des Attentats soll ein Mitglied des iranischen Geheimdienstes sein. Serefkendis Vorgänger Abdurrahman Ghassemlou wurde bereits 1989 in Wien ermordet. taud

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