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Exilführerin kritisiert ChinaUiguren fordern Einsatz wie für Tibeter

Die Exilführerin der muslimischen Minderheit im Nordwesten Chinas zieht Parallelen zur Situation im buddhistischen Tibet und verlangt diplomatische Unterstützung

Spricht von "kulturellen Völkermord": Rebiya Kadeer, Präsidentin des exilierten Weltkongresses der Uiguren Bild: ap

BERLIN taz Wie der tibetische Dalai Lama wirft auch die Exilführerin der muslimischen Uiguren China einen "kulturellen Völkermord" an ihrer Volksgruppe vor. Rebiya Kadeer, Präsidentin des exilierten Weltkongresses der Uiguren, sagte am Montag bei einer Konferenz ihrer Organisation in Berlin: "China greift unsere ethnische Identität an."

Damit spielte sie auf Pekings Politik in der nordwestchinesischen Provinz Xinjiang an, welche die Uiguren Ostturkestan nennen. Dort gibt laut Kadeer Zwangsumsiedlungen und -assimilationen, Vertreibungen und willkürliche Festnahmen. Benachteiligt würden diejenigen, die nur Uigurisch sprechen. "Wir wurden in unserer Heimat Bürger zweiter Klasse," sagte sie. "Vor den Terroranschlägen vom 11. September 2001 waren wir für Peking Separatisten, seitdem nennt uns China Terroristen."

Im Unterschied zum Dalai Lama, der sich für die Olympischen Spiele in Peking ausspricht, fordert Kadeer einen Boykott, zumindest der Eröffnungsfeier: "Die Spiele sollten nicht in einem Land stattfinden, das nicht nur Minderheiten, sondern die eigene Bevölkerung unterdrückt." Sie kritisierte auch den durch Xinjiang geplanten olympischen Fackellauf .

China hatte Ostturkestan, das es in früheren Jahrhunderten gelegentlich kontrollierte, 1949 annektiert und 1955 in Xinjiang ("Neue Grenze") umbenannt. Offiziell ist die Provinz mit knapp 20 Millionen Einwohnern autonom. Kadeer forderte von der deutschen Regierung, gegenüber Peking stärker auf Einhaltung der Menschenrechte zu drängen und die Situation der Uiguren anzusprechen: "Wir Uiguren sollten mit den Tibetern gleichberechtigt erwähnt werden, denn wir teilen das gleiche Schicksal," sagte Kadeer.

Mindestens 760 Uiguren sind laut der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) seit dem 23. März aus politischen Gründen in China verhaftet worden. Dies habe nichts mit den Unruhen in Tibet oder den Olympischen Spielen zu tun, sondern sei Ausdruck von Pekings Politik der "eisernen Faust".

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5 Kommentare

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  • X
    xiaomage

    Xinjiang war eine chinesisch kaiserliche Provinz in der Qing Dynastie (1757). Mit dem Sturz der Qing Dynastie, machten sich ehemalige Generäle und Gouverneure in ganz China selbsständig und führten Krieg miteinander (die westlichen Kräfte unterstützen das natürlich).

     

    Aber lesen sie doch selber im Wiki nach, wenn sie es schon angeben:

     

    Mit Unterstützung des neuen Präsidenten von China, Yuan Shikai, hat der Gouverneur Yang Zengxin eine Militärdiktatur in Xinjiang eingerichtet. Nach seiner Ermordung 1928 und kurzem Intermezzo der Herrschaft von Jing Shuren, kam 1933 Sheng Shicai an die Macht in Ürümqi. Er akzeptierte den Einfluss der Sowjetunion und baute mit ihrer Hilfe die Wirtschaft von Xinjiang auf. Seine schwache Stellung und der Konflikt zwischen der Sowjetunion und Großbritannien in Xinjiang führte häufig zu Unruhen. Auf der Suche nach Verbündeten wandte sich Sheng in den 40-er Jahren an die Guomindang und wurde nun zum extremen Antikommunisten. Am 5 Januar 1945 wurde seine Herrschaft in Folge der „Drei-Regionen-Revolution“ (benannt nach Altay, Gulja und Chochek) gestürzt. Die Revolutionäre proklamierten eine kommunistische „Republik Ost-Turkestan“, deren Territorium ca. 10% des heutigen Xinjiang ausmachte. Ein Jahr später erreichten nationalistische und revolutionär-demokratische Kräfte in Xinjiang eine Übereinkunft, es wurde eine Koalitionsregierung gebildet, die weitgehend sozialistisch eingestellt war.

     

    Im Jahre 1949 erreichten die chinesischen Kommunisten eine friedliche Eingliederung Xinjiangs in die Volksrepublik China. Im September 1955 wurde das „Uigurische Autonome Gebiet Xinjiang“ geschaffen. Während der Kulturrevolution (1966-76) musste Xinjiang, wie ganz China, den Roten Terror über sich ergehen lassen, der viele Menschenleben kostete und nachhaltige Folgen hinterließ. Viele Kulturgüter wurden zerstört. Seit der Ära Deng Xiaopings profitiert Xinjiang im großen Maße vom „Chinesischen Wirtschaftswunder“.

     

    Zusammengefasst:

    Xinjiang wurde von 1757 bis heute durchgehend von Chinesen regiert, war niemals ein Staat und daher ist der Satz

     

    "China hatte Ostturkestan, das es in früheren Jahrhunderten gelegentlich kontrollierte, 1949 annektiert und 1955 in Xinjiang ("Neue Grenze") umbenannt."

     

    Schwachsinn und sogar mehr Geschichtsverfälschend. Hier wird in 2 Zeilen der Versuch angestellt, der KP ein Angriff auf ein Nachbarland vorzuwerfen.

     

    Wenn man sich besser mit der Geschichte auskennt, kann man klar sehen, dass in den letzten 2. Jahrhunderten von den westlichen Staaten versucht (teilweise auch geschafft) wurde China zu zersplittern um es besser ausbeuten zu können.

     

    Wie man jetzt sieht, hat sich in der westlichen Aussenpolitik nichts geändert.

  • A
    Anton

    Nach dem Vorbild und mit der gleichen Begründung, mit der die EU und die USA den Kosovo und dessen Unabhängigkeit gefördert und anerkannt haben (z.B. Unzumutbarkeit des Zusammenlebens aufgrund Unterdrückung usw.), dürften und müßten auch die Tibeter und Uiguren ein Recht auf Unabhängigkeit haben.

    Die Indianer in den Reservaten der USA aber auch.

  • S
    simone

    Rebiya Kadeer hat recht: Im Kern verfolgt die chinesische Staatsführung die gleiche Politik gegenüber allen nationalen Minderheiten. Die Lage der Uiguren unterscheidet sich von der der Tibeter höchstens insoweit, als sie - als Muslime quasi unter "Terror"-Generalverdacht gestellt - im Westen nicht automatisch so viel Sympathie auf sich ziehen können wie die Tibeter in ihren malerischen Kluften. Und sie haben keinen Dalai Lama, der inzwischen weltweit den Status einer Pop-Ikone erlangt hat. Immer noch erkennbar ist der Geist, der zu den mörderischen Exzessen der "Kulturrevolution" geführt hat. Die Ankündigung einer zweimonatigen "patriotischen Erziehungs"-Kampagne in Tibet macht einen frösteln. Deutsche Politiker und Sportfunktionäre, Wirtschaftsbosse und Olympiatouristen sollten sich ernsthaft fragen, wie sie damit umgehen, dass in China aktuell Zehntausende einer brutalen Gehirnwäsche unterzogen werden.

  • D
    Dirk

    @ xiaomage:

    Das mag zwar sehr verkürzt dargestellt sein, aber was genau soll daran "Schwachsinn" sein?

     

    Vielleicht nicht die beste Quelle, dafür aber im Internet frei zugänglich:

    http://de.wikipedia.org/wiki/Xinjiang

  • X
    xiaomage

    "China hatte Ostturkestan, das es in früheren Jahrhunderten gelegentlich kontrollierte, 1949 annektiert und 1955 in Xinjiang ("Neue Grenze") umbenannt."

     

    so ein unglaublicher schwachsinn - woher nehmen die Leute ihre Geschichtskenntnisse?