: Exil-Kuweiter versprechen Reformen
■ Kuwaitische Herrscher wollen zu Verfassung von 1962 zurückkehren/ Volkskongreß der Exil-Kuweiter
Dschidda (dpa) — Kuwait verspricht — sollte es je wieder seine volle Souveränität erlangen —, mit politischen und wirtschaftlichen Reformen zu beginnen. Dies ist das Ergebnis eines dreitägigen Volkskongresses von über 1.000 Exilkuwaitern, der am Montag in der saudischen Hafenstadt Dschidda endete. In der für den Abend vorbereiteten Abschlußdeklaration wurde die Notwendigkeit von geschlossenem Handeln bis zur Befreiung, die Stärkung der Front gegen den Irak und die kuwaitischen Verfassungsprinzipien unterstrichen.
Der Kongreß beschloß, Delegationen zu den fünf ständigen Mitgliedern des UNO-Sicherheitsrates und in andere Länder zu schicken, um dort die Golfkrise und das Vorgehen gegen Iraks Diktator Saddam Hussein zu erörtern. Die kuwaitischen Botschaften sollen personell verstärkt und durch mehr Mittel in die Lage versetzt werden, ihren Bürgern im Ausland zu helfen und die Öffentlichkeit umfassend über die Vorgänge in dem Emirat zu informieren.
Konferenzkreise bezeichnen das Versprechen der kuwaitischen Herrscher, nach der Befreiung zu den Grundlagen der Verfassung von 1962 zurückzukehren, als herausragendes Ereignis dieser in der Geschichte Kuwaits beispiellosen Versammlung. An dem Volkskongreß hatten Vertreter aller politischen, sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Schichten jener etwa 250.000 Kuweiter teilgenommen, die im Ausland sind. Unter ihnen waren auch zahlreiche Abgeordnete des letzten Parlaments, das Emir Dschabir Al Ahmed Al Dschabir Al Sabah 1986 aufgelöst hatte.
Bei ihren Landsleuten bekannte Parlamentarier erklärten vor Journalisten, die auf dem Kongreß gemachten Zusagen des Herrschers für eine Demokratisierung Kuwaits gingen über ihre Erwartungen hinaus. Der Emir hatte jedoch auch dazu aufgefordert, bis zur Befreiung Kuwaits Differenzen zurückzustellen und vor allem den Landsleuten zu Hause zu zeigen, daß Führung und Volk im Kampf um die Freiheit geschlossen zueinander stehen.
Auf dem Kongreß berichteten geflüchtete Kuweiter, daß sich die Lebensbedingungen unter der irakischen Besatzung in letzter Zeit stark verschlechtert habe. Seit kurzem würden auch Kuweiter, die des aktiven oder passiven Widerstandes verdächtigt würden, aus ihren Wohnungen zum Verhör abgeholt und später vor den Häusern ihrer Familien mit Genickschüssen ermordet.
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