Ex-Premier Tony Blair ist very busy: Der reichste Rentner Großbritanniens
Er berät eine Versicherung und eine Bank, schreibt seine Memoiren und hält diverse Vorträge - Der britische Ex-Premierminister Tony Blair achtet darauf, dass er im Ruhestand nicht knapp bei Kasse ist.
Wer in Rente geschickt wird, sollte sich eine sinnvolle Beschäftigung suchen. Tony Blair, der im vergangenen Sommer sein Amt als britischer Premierminister niederlegen musste, beherzigt das nur allzu gerne. Er hat sich gleich mehrere Beschäftigungen gesucht. Ob sie sinnvoll sind, sei dahingestellt - lukrativ sind sie allemal.
Blairs neuester Job ist die Beratung des Schweizer Versicherungskonzerns Zurich Financial Services in Fragen des Klimawandels. Blair soll dem Unternehmenschef James Schiro helfen, die Risiken abzuwägen - er wird wohl von einer Versicherung gegen Gletscherschmelze abraten. Vor gut zwei Wochen ist der ehemalige Führer der britischen Arbeiterpartei Bankier geworden. Für eine Million Dollar berät er JP Morgan, die drittgrößte US-Bank, die am Irakkrieg kräftig mitverdient hat und Blair nun seinen Anteil an der Beute auszahlt.
Die Firmen heuern Blair natürlich nicht wegen seiner Expertise an, sondern wegen seiner Verbindungen, die er während seiner Amtszeit geknüpft hat. Beides sind nur Teilzeitjobs, denn er muss sich ja auch noch seinen anderen Projekten widmen: Für jede Rede streicht er 250.000 Pfund ein, für seine Memoiren, die im Herbst 2009 erscheinen, hat er vorab mehr als fünf Millionen Pfund kassiert - ein Vielfaches dessen, was seine Frau Cherie für ihre Memoiren bekommt. Und dann ist da ja auch noch die Staatsrente für frühere Premiers.
Blairs Einnahmen für dieses Jahr belaufen sich jetzt schon auf sieben Millionen Pfund, aber er will nach eigenen Angaben "noch eine kleine Hand voll" weiterer Jobs annehmen. Jedenfalls kann er sich seine Ehrenämter als Sondergesandter für das Nahostquartett und Berater der Regierung in Ruanda leisten, ohne den Gürtel enger schnallen zu müssen. Dass Blair Geld unwiderstehlich findet, kann niemanden überraschen. Als er im Mai 1997 Premierminister wurde, trat diese Charaktereigenschaft ziemlich schnell zutage, wenn es auch zunächst nur um die Parteifinanzierung ging. Labour bat für kleinere Gefallen wie Adelstitel oder die Aufhebung des Tabakwerbeverbots für den Formel-1-Zirkus zur Kasse. Zuletzt hat eine Spendenaffäre Arbeitsminister Peter Hain vorige Woche den Kopf gekostet.
Mit zunehmender Amtszeit suchte Blair verstärkt die Nähe der Superreichen, wobei er sich vorkam wie ein armer Verwandter, der von der Familie durchgeschleppt wird. Die Kritik, dass er die Labour Party aus ideologischen Gründen nach rechts gerückt hat, trifft deshalb daneben, meint der Guardian. Blair hatte gar keine Ideologie. Es ging ihm immer nur um die Macht. Und Macht ist Geld. Das wird als Blairismus in die Geschichte eingehen.
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