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Ex-Coffee-Shop-Betreiber wieder in Haft

■ Lebensgefährtin: Polizei statuiert Exempel / Angeblich Hasch gefunden

Die Idee, nach holländischem Vorbild Hasch in „Coffee-Shops“ zu vertreiben und damit eine Trennung der Märkte für weiche und harte Drogen herbeizuführen, ist auch in SPD-Kreisen en vogue. Sogar eine Eingabe im Bundestag für die Einrichtung eines Modellversuchs ist im Gespräch. Rigo Maaß, der 42jährige Harburger, der vorab versucht hat, diese Idee in die Praxis umzusetzen, sitzt seit Ostern in Untersuchungshaft. Zum dritten Mal.

Seine Lebensgefährtin Monika Liesiewicz trat gestern stellvertretend vor die Presse, um „einiges klarzustellen“. Denn im Unterschied zur Darstellung der Polizei sei es schlicht nicht wahr, daß Rigo Maaß in seinem privat angemieteten Billard-Keller an der Goldschmidtstraße erneut Hasch zum Verkauf angeboten habe. Monika Liesiewicz: „Er hat seit Januar nicht mehr gegen das Gesetz verstoßen“.

Nach dem jüngsten Karlsruher Richterspruch zum Thema ist der Besitz kleinerer Gramm-Mengen zum eigenen Konsum nicht mehr strafbar, wohl aber der gewerbsmäßige Handel mit Gras und Shit.

Während Rigo Maaß im vorigen Sommer in seinen ersten Lokalen, dem „Buffy“ und später dem „Yaqui“, bewußt dagegen verstoßen habe, um einen öffentlichen Gesinnungswandel herbeizuführen, soll er es in dem neu angemieteten Billard-Keller strikt unterlassen haben: „Die Leute treffen sich hier, um zu kommunizieren, ohne daß etwas verkauft worden wäre.“

Dagegen blieb Polizeisprecher Hartmut Kapp gestern bei der Darstellung, Polizeibeamte hätten bei der Durchsuschung am 1. April „im Bereich des Tresens“ an die 30 verkaufsfertig abgepackte Tütchen mit je 40 Gramm Marihuana entdeckt. Der Fund, so Kapp, habe den erneuten Haftbefehl zur Folge gehabt. Vermutlich müsse Maaß auch damit rechnen, daß die Staatsanwaltschaft die Aussetzung früherer Haftbefehle widerruft. So war Maaß sowohl nach der Schließung des „Yaqui“ als auch nach einer Razzia im besagten Billard-Keller im Januar in U-Haft gewesen. Zuletzt entließ man ihn nur gegen eine Kaution von 15.000 Mark und strenge Meldeauflagen. Die Staatsanwaltschaft wollte sich gestern zum Fall nicht äußern.

Für Monika Liesiewicz und andere Freunde Rigo Maaß' ist aber auch das Vorgehen der Polizeibeamten an sich ein Skandal. So seien diese im Januar „wie in Rambo-Manier“ durch die Fenster in den Keller gestürmt. Auch bei der April-Razzia, bei der mehrere Jugendliche in Handschellen zur Wache abgeführt wurden, sollen die Polizisten sehr rabiat und mit gezückten Pistolen vorgegangen sein. Es spiele sich, so Liesiewicz, eine Art „Privatkrieg“ einiger Beamter gegen Maaß ab, die ein Exempel statuieren wollten.

Kaija Kutter

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