■ Ex & Hopp: Friedlicher Ökomüll
Wenn der Frust am größten ist, guckt sie Kataloge. „Keine Werbung“ warnt selbstverständlich ein Briefkastenaufkleber aus dem naturnahen Versand, denn die ollen handelsüblichen, die will Marlene nicht. Es dauerte, bis ihr Briefträger begriff, daß diese Regelung nur für schlechte Kataloge gilt, diese miese Massenware und pure Müllproduktion. Ganz klar unterscheidet sie da. Denn Marlene hat Umweltbewußtsein. Marlene gehört zu den Guten.
Was also verschenkt eine wie sie? Ob der Freund die Krawatte mit Einzelgliedern aus Zedernholz wohl leiden mag? Wie wär's mit dem schönen Dynamo-Kurbelradio, oder doch lieber das Kakadupärchen aus Speckstein: „Stützt Ihre Bücher sehr gut“. Zudem in Indien gefertigt - mit dem Kauf hülfe Marlene noch den Armen. Darauf achtet sie immer: auf Umwelt, Gerechtigkeit und Liebe. Marlene will Zeichen setzen in dieser kalten Welt, ganz praktisch und im Kleinen. Wenn sie sich umschaut in ihrer Wohnung, hat sie ein ruhiges Gewissen. Nur daß so gar nichts übrigbleiben soll von ihr, beunruhigt sie zuweilen: beinahe alles ist biologisch abbaubar.
Doch nicht alle, die auf Marlenes Sisalteppich dem Minihütten-Klangmobile lauschen – „reizende philippinische Handarbeit“ – und deren Blick auf dem Fliegenschutz aus kunstfertig gedrehten Altpapierkugeln verweilt, schätzen diese Errungenschaften des alternativen Konsums. Erst neulich brachte sie die Frage, ob „Leinenjacken aus kontrolliertem Anbau“ auf Bäumen oder Sträuchern wüchsen, aus der Fassung. Sollte sie zweifeln an dem ganzen lieblich friedlichen, demokratischen und neuerdings auch antirassistischen ökologisch produzierten Müll? Sie griff frustriert zum Katalog. Und entdeckte „Toxy“, den tönernen Gartenzwerg, „der es gar nicht mag, wenn auf Feldern und im Garten gespritzt wird“. Und eine Mark geht schließlich an den BUND. Dora Hartmann
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