piwik no script img

EurodebatteWas scheren uns die Griechen!

Die Franzosen wundern sich über die deutsche Eurodebatte, geben sich fatalistisch und verdrängen unangenehme Tatsachen.

Euro à la france. Bild: ap

PARIS taz | Drei französische Großbanken gehören zu den wichtigsten Gläubigern Griechenlands und haben laut jüngsten Berichten wegen dessen fraglicher Zahlungsfähigkeit Anlass, sich aufgrund möglicher Verluste um ihre eigene Benotung Sorgen zu machen.

Das ängstigt indes die meisten französischen BürgerInnen kaum. Sie wundern sich eher darüber, dass die Debatte über den Euro bei den deutschen Nachbarn mehr Beachtung findet. In Sachen Währungspolitik gibt man sich in Frankreich, wo man vor der Einführung mehrere Abwertungen und hohe Inflationsraten überlebt hat, fatalistisch und verdrängt unangenehme Tatsachen.

Wenn alles gut geht, soll der Rettungsplan für Griechenland der französischen Staatskasse sogar dank Zinseinnahmen einen kleinen Nebenverdienst einbringen. Mit diesen optimistischen Argumenten hat im letzten Jahr die französische Regierung bei der Abstimmung über den Euro-Stabilisierungsplan die Pflicht zur Solidarität mit den verschuldeten EU-Partnern der eigenen Öffentlichkeit verkauft. An der absoluten Notwendigkeit, die Gemeinschaftswährung zu retten, wurden nur am Rande des politischen Spektrums Zweifel laut.

Selbst notorische EU-Skeptiker wie der sozialistische Exminister Jean-Pierre Chevènement, der heute als "Souveränist" eine Rückkehr zu mehr nationaler Selbstständigkeit fordert, votierte aus Angst vor einem Domino-Effekt für diese Rettungsmaßnahmen. Er bleibt aber bei seiner prinzipiell ablehnenden Haltung: "Der Euro ist eine Ente ohne Kopf. Diese Krise war voraussehbar. Jetzt fliegt sie uns ins Gesicht." Wenig Begeisterung herrscht bei der sozialistischen Opposition: "Wen sollen wir da eigentlich beruhigen: die Märkte, Deutschland oder die Notenagenturen? Auf jeden Fall nicht die Franzosen, denen man Sparen verordnet", sagte die Abgeordnete Nicole Bricq.

Dem Vertrauen in die Gemeinschaftswährung tut dies alles keinen Abbruch. Umfragen bestätigen, dass die Franzosen zu rund 60 Prozent am Euro festhalten wollen. Vielleicht auch einfach deshalb, weil viele das Gefühl haben, für den Euro in der Vergangenheit schon teuer genug bezahlt zu haben. Nur etwa ein Viertel der Befragten wollen den Franc zurück. Politisch fordern dies nur die Rechtsextremisten der Front National. Allein das macht diesen Slogan für die anderen Politiker und eine Mehrheit zum Tabuthema.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • D
    Demokrat

    "sozialistische Exminister Jean-Pierre Chevènement"

     

    In Deutschland wäre er ein Rechtspopulist...

  • FV
    Franz von Hahn

    "die Pflicht zur Solidarität mit den verschuldeten EU-Partnern der eigenen Öffentlichkeit verkauft"

     

    Eigentlich stand am Anfanng des Euros mal soetwas wie eine No-Bail-Out-Klausel und das Verbot der EZB Staatsanleihen zu kaufen. Die erste kleine krise und alle fangen an rumzuwurschteln und zu verschleppen, was das Zeug hält.

     

    Diese kleine Anekdote sollte wirklich die Frage aufkommen lassen, ob man wirklich noch weitere Kompetenten an an die EU abgeben will. Wenn es darauf hinausläuft, dass man sich auf die Versprechen der Politik nicht verlassen kann, dann ist es vielleicht sinnvoller möglichst viele Kompetenzen zu Hause zu halten um dann wenigstens mal jemanden für den Mist abwählen zu können.

     

    http://die-neue-enge.over-blog.de/article-der-kleinstaat-als-moglichkeit-76567385.html