: Etwas unerwartet Lebendiges
■ Der Klub CinemaTri bietet Filme im Museum für Vökerkunde
Cineasten werden in Hamburg nicht gerade verwöhnt, besonders was nichtkommerzielle Filme angeht. Aber seit zweieinhalb Jahren gibt es einen Filmklub, dessen Programm eine wahre Bereicherung der Filmszene darstellt: CinemaTri – das ethnologische Kino im Hamburgischen Museum für Völkerkunde. Im dunklen holzverkleideten Hörsaal des großen Baus an der Rothenbaumchaussee werden Filme gezeigt, die in der musealen Atmosphäre des Ortes etwas unerwartet Lebendiges entstehen lassen. Nicht nur an Film-Interessierte, auch an Welt-Neugierige richtet sich das Angebot.
Am festen Vorführtermin am Dienstag um 18.30 Uhr sind Filme aller Art mit ethnologischem Bezug zu sehen, von klassischen Spielfilmen über Dokumentarfilme zu frühen Werken bekannter FilmemacherInnen sowie wichtigen Werken unbekannter FilmemacherInnen. Das „Kino der drei Welten“ wird in Zusammenarbeit mit dem Institut für Ethnologie der Universität Hamburg veranstaltet. Ziel der Filmklub-Aktiven ist es, dem Publikum Einblick in fremde Welten zu ermöglichen, und zwar auf eine vielfältige und oft unterhaltsame Weise.
Die Filme werden nach monatlichen Schwerpunkten ausgewählt und zusammengestellt, wobei das jeweilige Monatsthema mit einer aktuellen Ausstellung in Zusammenhang stehen kann. Die thematische Eingrenzung erlaubt eine Kombination filmischer Genres sowie – für Filminteressierte besonders interessant – aktueller und älterer Filme. Gleichzeitig erhalten die inhaltlich Interessierten eine vielschichtige Sicht auf das jeweilige Thema.
Im Dezember heißt der Schwerpunkt „Europäische Frauen filmen afrikanische Frauen“. Hier überwiegen dokumentarische Filme, wobei dreimal die Regisseurinnen anwesend sind und anschließend für Diskussionen zur Verfügung stehen. Eine Gesprächsmöglichkeit, die bei den vom Fernsehen mitproduzierten Dokumentarfilmen nicht nur spannend, sondern auch wichtig ist – häufig werden sie nur gekürzt und unter verzerrenden Titeln, die sich die Redaktionen ausdenken, ausgestrahlt.
So beispielsweise der neue, sehr schöne Film Macht des Lachens von Ulla Fels über Frauenverbände in Gambia, den sie diesen Dienstag im CinemaTri präsentiert hat. Eine gekürzte Fassung wird im Januar auf N3 unter dem Titel Die frechen Frauen von Gambia laufen. Schneide, aber schneide nicht tief ist eine Koproduktion der Regisseurinnen Eva Hoffmann, Gisela Tuchtenhagen, Margit Eschenbach und Elfi Harder zum gesellschaftlichen Hintergrund der Tradition der Frauenbeschneidung. Sie wird am 20. Dezember um 18.30 in Anwesenheit von Eva Hoffmann gezeigt.
Der letzte Film der Reihe heißt Ton und Töne und ist eine Dokumentation von Marlene Dittrich-Lux über den ländlichen Alltag an den Flüssen im Norden Benins, zu sehen am 27. Dezember.
Katrin Peters
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