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Estland deckt Waffenschmuggel auf

Brüssel (afp) — Estland hat einen großangelegten Schmuggel mit russischen Waffen aufgedeckt. Das berichtete der Botschafter Estlands, Clyde Kull, gestern beim Verteidigungsministertreffen des Nordatlantischen Kooperationsrates in Brüssel. 15.000 für Großbritannien bestimmte Schnellfeuerwaffen sowie mehrere Panzerabwehrraketen und leichte Waffen für Nagorny-Karabach seien beschlagnahmt worden, sagte Kull.

Er bat die Mitgliedsstaaten der Nato um Hilfe beim Aufbau einer wirkungsvollen Überwachung der estnischen Grenzen und um die Entsendung von Nato-Beratern. Das Land brauche Patrouillenboote, Infrarotgeräte, Kommunikationsmittel und leichte Waffen, sagte Kull. Estland fürchte vor allem, daß Waffen aus den Beständen der ehemaligen Sowjetarmee auf dem Schwarzmarkt verkauft werden, sagte Kull.

In einem Interview mit der Nachrichtenagentur 'afp‘ schloß der estnische Botschafter nicht aus, daß die Schnellfeuerwaffen für die Irisch- Republikanische Armee (IRA) bestimmt waren. Die Waffen seien fabrikneu gewesen und hätten keine Registriernummer gehabt. Dies beweise, daß die Pistolen von Waffenhändlern in Auftrag gegeben wurden. Die britischen Behörden wurden nach einer mehrtägigen Untersuchung über die Beschlagnahmung informiert. Es bleibe aber weiterhin unklar, wer der Auftraggeber der Waffenlieferungen gewesen sei, sagte Kull.

Die Waffen waren in der estnischen Hauptstadt Tallinn beschlagnahmt worden, von wo aus sie nach Helsinki weitertransportiert werden sollten. Die Panzerabwehrraketen seien wenige Tage später ebenfalls in Tallinn sichergestellt worden, erklärte Kull. Hinter dem Handel standen offenbar Soldaten der ehemaligen Roten Armee, die die Panzerabwehrraketen in die Krisenregion Nagorny-Karabach schmuggeln wollten. Die beiden Waffenfunde sind nach Angaben Kulls die größten in der estnischen Geschichte.

Estland wünscht nach den Worten seines Botschafters die permanente Anwesenheit von Beratern aus Nato- Staaten. Estland habe gegenwärtig nur eine „sehr vage Vorstellung“ über seine künftige Sicherheitspolitik, eine ausreichende Verteidigung sowie die Organisation seiner Sicherheitskräfte, sagte Kull. on der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) forderte Kull den schnellen Abzug der ehemals sowjetischen Truppen.

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