Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Er liebte die kleinen Leute, über die die große Geschichte sooft hinweg geht. Diejenigen, die sich an den Verhältnissen abarbeiten und sich nie daraus befreien können: der Schriftsteller Hans Fallada. Auch er selbst war in gewisser Weise ein Unglücksmensch, suchtkrank, alkohol- und morphiumabhängig – ein „Morphinist“, wie das damals hieß. „Der Morphinist“ wurde Gegenstand einer Erzählung Falladas. Darin erzählt er, wie es ist zwischen Scylla und Carybdis zu leben: zwischen Rausch, Absturz, Euphorie und der ewigen Suche nach einer nächsten Dosis. Im Heimathafen Neukölln hat sich Inka Löwendorf der Geschichte dieses Künstlers angenommen, in dessen zärtlichem Blick die vielen Unglücksmenschen, von denen seine Bücher handeln, eine Heimat fanden. Nur er selbst nicht (Heimathafen Neukölln: „Der Morphinist“, Premiere 21. 9., 19.30 Uhr).
Vielleicht hätte Fallada ein Aufenthalt im Trinkerpark gefallen, den das schrille Musiktheaterkollektiv „Glanz und Krawall“ vor der Klosterruine gegenüber dem Theaterdiscounter aufgebaut hat. Dort veranstalten sie ab 25. 9. eine Alkohol-Road-Show „im Geiste der Straßenmusik, verkörpert durch drei Darsteller*innen-Generationen zwischen Absturz, Abstinenz und Freiheit“, wie es auf der Webseite des Theaterdiscounters heißt. Herausbekommen möchte „Der Trinkerpark“ unter anderem, wem eigentlich unsere gesellschaftlich tolerierte Abhängigkeit nützt (Theaterdiscounter: „Der Trinkerpark“, 25.–27. 9., 19.30 Uhr).
Im Ballhaus Naunynstraße gibt der Berliner Schauspieler und Autor Toks Körner sein Regiedebüt mit seinem eigenen Stück „Aesthetics Of Color“. Darin geht es um die internationale Kunstszene und Strategien, die schwarze Künstler*innen hier entwickeln müssen, wenn sie Erfolg haben oder einfach nur überleben wollen. Im Zentrum steht ein Künstler, dem es lange gelang, unsichtbar hinter seiner Kunst zu bleiben (Ballhaus Naunynstraße: „Aestetics of Color“, Premiere 19. 9., 20 Uhr).
Der Utopie, dass die Menschen trotz ihrer Verschiedenheit einfach friedlich miteinander leben, hat sich das Festival der Religionen, „Faith in Tunes“, verschrieben, das am 22. September zum 4. Mal in der Ufa-Fabrik stattfindet. Musik und Tanz aus zehn Religionen werden zu sehen und zu hören sein. Begleitet wird die kostenlose Veranstaltung von Workshops zu den einzelnen Religionen und einem Markt der Vielfalt, auf dem sich Berlins Religionsgemeinden und interreligiöse Initiativen präsentieren. Ein entsprechend vielfältiges kulinarisches Angebot gibt es auch (UFA-Fabrik: „Faith in Tune“, 22. 9., ab 10 Uhr).
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