piwik no script img

Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Sinn macht das nicht. Aber es entspricht dem Zeitgeist, der gerade ein Monster ist: Sieben jungen Tänzern von der Compagnie „Les pieds dans la mare“ aus dem afrikanischen Staat Côte d’Ivoire ist die Einreise nach Deutschland verweigert worden, wo sie an einem Education- und Theaterprojekt mitwirken wollten: „Metamorphosen“ nach Ovid, ein Gründungswerk der europäischen Kulturgeschichte. Das Projekt wurde vom Hauptstadtkulturfonds und dem Goethe-Institut unterstützt. Der Hauptstadtkulturfonds untersteht der Berliner Kulturverwaltung und unterstützt seinem Auftrag zufolge Projekte und Veranstaltungen, die für die deutsche Hauptstadt Berlin bedeutsam sind. Das Goethe-Institut ist dem Außenministerium angegliedert. Es handelt sich also um Staatsgeld. Doch derselbe Staat, der „Metamorphosen“ gefördert hat, hat einer Gruppe von Mitwirkenden nun die Einreise verweigert: aus Sorge, man würde sie am Ende nicht mehr los. Sehr freundlich. Die Compagnie „Les pieds dans la mare“ wurde von Jenny Mezile gegründet: ein Projekt für gestrandete Jugendliche aus einem Armenviertel in Abidjan, die hier zu Tänzern ausgebildet werden. Der Berliner Regisseur Carlos Manuel probte in Berlin und Abidjan. Doch nun fand am vergangenen Samstag die Premiere in der Jugendtheaterwerkstatt Spandau ohne die Gäste statt: mit 120 Berliner Laien, darunter Russen, Deutsche, Syrer und Israelis. Der älteste ist 78, die jüngste gerade 17. So ist es auf der Homepage der Jugendtheaterwerkstatt zu lesen. Die Rollen der ivoirischen Tänzer wurden von Platzhaltern übernommen. Hingehen! Unterstützen! Am 22. Juni ist die nächste Vorstellung. (JTW-Bürgerbühne:, 22. 6., 19 Uhr, 23. & 24.6., 16 Uhr, 25. 6., 10 Uhr, www.jtw-spandau.de).

Es ist ja nirgends rosig, weil überall längst die Datenkraken an unserem Innersten saugen, uns zu gläsernen Konsumenten and what not zu machen. Das ein wenig zu beleuchten, treten im Theaterdiscounter nun der Regisseur Roman Senkl, das „Onlinetheater“ und das Kollektiv „Minuseins“ an. „William Shakespeares Bladenrunner 0.1“ ist der Abend überschrieben, der neue netzbasierte Erzählweisen ausprobieren wird, und sowohl live als auch im Netz zu verfolgen sein wird. Wer nicht bloß zuschauen sondern mitmachen will: Smartphone bereithalten! (Theaterdiscounter: 20.-23. 6., jeweils 20 Uhr).

In der Vierten Welt untersucht eine Reihe von Veranstaltungen den Status quo des Freien Theaters. Ist freies Theater überhaupt noch frei?, ist beispielsweise eine Frage, auf die Freies Theater“ eine Antwort sucht. (Vierte Welt: „Freies Theater“ Teil 3, 23.&24.6., 16–22 Uhr).

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen