Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen:
Der russische Regisseur Kirill Serebrennikov hat seit August 2017 Hausarrest, sitzt also in Haft in der eigenen Wohnung, was dem Wort „wohnhaft“ noch einmal eine neue Dimension verleiht. Vorgeworfen wird dem 1969 geborenen Starregisseur Veruntreuung von staatlichen Subventionen in Höhe von 2 Millionen Euro, die er für das von ihm geleitete Gogol Center in Moskau bekam. Doch glauben viele, dass es sich um vorgeschobene Vorwürfe handelt, einen missliebigen Künstler (der sich im homophobem Russland dazu offen zu seiner Homosexualität bekennt) kaltzustellen. Im Rahmen eines Austauschprogramms war das Deutsche Theater im Februar zu Gast am Gogol Center, wo es unter anderem Sebastian Hartmanns, am DT entstandene Ulysses-Inszenierung zeigte (wieder am 7. 4. zu sehen). Jetzt macht das Gogol Center den Gegenbesuch in Berlin, im Reisegepäck zwei Inszenierungen von Kirill Serebrennikov: seine 2016 entstandene Inszenierung „Kafka“ (28. und 29. 3., jeweils 19.30 Uhr) und „Machine Müller“ (31. 3., 20 Uhr, 1. 4., 18 Uhr), eine Auseinandersetzung mit dem Dramatiker Heiner Müller. Unter dem fast 30-köpfigen Ensemble aus Tänzern, Musikern und Darstellern sind auch die drei großen russischen Schauspieler Konstantin Bogomolov, Alexander Gorchilin und Sati Spivakova. Im Kontext des Gastspiels veranstaltet das DT am 26. 3. (19.30 Uhr) auch eine Filmnacht, wo unter anderem die Dokumentation „Der Fall Serebrennikov“ von Hanna Fischer zu sehen sein wird, die im Auftrag des SWR entstand (alle Infos: www.deutschestheater.de).
„Welcome to Hell“ hatte der Schwarze Block vergangenen Sommer eine Demo beim G20-Gipfel in Hamburg überschrieben, die zur Signatur der Ausschreitungen am Rande des Gipfels wurde. Jetzt heißt eine Berliner Oper so, die sich mit den Ereignissen auseinandersetzt. Zwölf Menschen und eine Woche Straßenkampf: Von der Supermarktkassiererin bis zum Polit-Referenten auf Abwegen, von der Demonstrantin mit dem zu großen Herzen bis zum traumatisierten Kontaktbereichsbeamten kriegen alle ihr Fett weg und mehr als nur ein paar Scheiben sind am Ende zu Bruch gegangen, verspricht die Ankündigung der Neuköllner Oper, wo das bissige Werk von Peter Lund und Peter Michael von der Nahmer herausgekommen ist („Welcome to Hell“, 23., 24. und 25. 3., jeweils 20 Uhr).
Nicht mit der Hölle, aber mit dem Nichts will der Regisseur Herbert Fritsch in seiner neuen Inszenierung an der Schaubühne spielen. „Null“ heißt der Abend folgerichtig und nennt unter anderem Shakespeares König Lear als Referenz. („Null“, Premiere 24. 3., 20 Uhr).
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