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Esther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Die Geschichten aus „Tausendundeiner Nacht“, die Scheherezade Nacht für Nacht dem König erzählt, der sie eigentlich töten will, hat in Europa stark das Bild vom sogenannten Orient geprägt, der im Gegensatz zum aufgeklärten Okzident dunkel und rückwärtsgewandt, aber auch seltsam wild und exotisch ist. Auf den darin enthaltenen kolonialistischen Blick hat unter anderem der verstorbene amerikanisch-palästinensische Literaturtheoretiker Edward Said in seinem berühmten Buch „Orientalism“ hingewiesen. Wie kann man heute umgehen mit diesem tollen Stoff? Einen Weg haben jetzt die (Filz-)Puppenspieler von Das Helmi gesucht und die Geschichte von Aladin und der Wunderlampe (ebenfalls aus dem Kanon dieeser Geschichten) mit dem Plot des Kultfilms „Der Pate“ verschnitten. Zuvor hat Das Helmi lange im Erstaufnahmelager für Geflüchtete aus den Bürgerkriegsgebieten des Nahen Ostens recherchiert, hat die dort Lebenden mit Theaterspiel unterhalten und dabei (Über-)Lebensgeschichten gesammelt. Entstanden ist daraus der Abend „Godfather und die Wunderlampe“, der am 9. März im Bauhaus Ost Premiere hat (Ballhaus Ost:, 9. & 10. März, jeweils 20 Uhr).

Die berühmte Scheherezade schaffte es, ihr Leben mithilfe von tollen Geschichten zu retten, den mörderischen König mit herausragendem Entertainment zu besänftigen. Ähnliches ist den beiden Ku’dammbühnen leider nicht gelungen. Sie spielen zehn Jahre lang um ihr Leben. Doch im Sommer werden sie nun gemeuchelt, also endgültig abgerissen. Die letzte Premiere im Theater am Kurfürstendamm findet nun am 9. März statt. Gespielt wird eine adaptierte Form des berühmten Stücks „Der Entertainer“ von John Osborn. Peter Lohmeyer spielt die Titelrolle, den tragischen Entertainer Archie Rice. Neben real in Erscheinung tretenden Akteuren, werden andere als mediale Geister anwesend sein: So tritt als Hologramm der längst verstorbene einstige Boulevard- und Fernsehstar Harald Juhnke auf, der die Ku’dammbühnen lange Jahre prägte (Theater am Kurfürstendamm: „Der Entertainer“, ab 9. März, 20 Uhr).

Die Geister des Theaters am Schiffbauerdamm, also des Berliner Ensembles, beschwört regelmäßig der 1934 geborene Schauspieler Werner Riemann in seinen Führungen durchs Haus, an dem er 1955 engagiert wurde. Mit viel Vergnügen ahmt er zum Beispiel die fistelnde Stimme des Bertolt Brecht nach, den Riemann am BE noch leibhaftig erlebt hat, kann wunderbar von Helene Weigel und anderen Grandinnen und Granden dieses berühmten Theaters berichten. Das nächste mal am 10. März um 17.30 Uhr.

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