Esoterik-Kritik von Sektenexpertin: TV-Pfarrer Fliege wehrt sich
Das "Schwarzbuch Esoterik" der Sektenexpertin Ursula Caberta schlägt hohe Wellen. Kritisiert werden Nena, Hape Kerkeling und Jürgen Fliege. Der spricht von Diffamierung mittels Steuergeldern.
TUTZING/HAMBURG dpa | Nach der Esoterik-Kritik der Hamburger Sektenexpertin Ursula Caberta wehrt sich der Fernseh-Pfarrer Jürgen Fliege. "Dass Frau Caberta mit Hilfe des Hamburger Senats, also mit Steuergeldern, Menschen wegen ihres Glaubens diffamiert, tut mir am meisten weh", sagte der 64-Jährige am Mittwoch.
Caberta hatte am Dienstag zusammen mit Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) ihr "Schwarzbuch Esoterik" präsentiert. Ins Visier der Autorin waren auch Prominente wie die Sängerin Nena oder der Entertainer Hape Kerkeling geraten. Beide waren zunächst nicht für Stellungnahmen zu erreichen.
Fliege steht der Autorin zufolge "symptomatisch" für eine gefährliche Entwicklung: Er sei vom evangelischen Pastor zum Esoteriker mutiert und habe "wohl alles vergessen, was er in christlicher Geschichte vielleicht mal gelernt hat". Der Theologe entgegnet nun: "Mit ihren Argumenten gegen den Glauben, dass Worte verändern können, könnte Frau Caberta auch die ganze christliche Religion angehen. Wir Christen glauben ja schließlich, dass beim Abendmahl Wein zum Blut Christi und eine Oblate zum Leib Christi werden kann."
Die Sängerin Nena ist für Caberta ein Beispiel dafür, wie über Prominente spirituelle Erfahrungen vermarktet werden können. Nena selbst mache das zwar nicht, betont die Sektenexpertin. "Aber sie ist praktisch das Aushängeschild für alle anderen Anbieter." Schließlich verkünde Nena spirituelle Höhenflüge als "individuell und positiv".
"Gebastelte Patchwork-Religion"
Mit Blick auf Kerkeling betont Caberta: Sie liebe den Entertainer, aber wenn er sich auf den Jakobsweg mache, Erfahrungen sammle und anschließend behaupte, er sei "ein Buddhist mit christlichem Überbau", "dann kann man sich die Frage stellen: Lieber Hape Kerkeling, ist Dir eigentlich bewusst, wie viele neue Opfer Du produzierst in der esoterischen Welt?"
In ihrem Buch resümiert sie: Kerkeling spreche mit seiner selbst gebastelten Patchwork-Religion viele verunsicherte Menschen an - und riefe damit zahlreiche Anbieter auf dem Esoterikmarkt auf den Plan.
Caberta kritisiert auch einen von Fliege organisierten Kongress im bayerischen Bad Wörishofen, bei dem auch der EKD-Vorsitzende Nikolaus Schneider eingeladen sei. "Da stelle ich mir dann schon die Frage, was will der Vorsitzende der EKD Deutschland bei einem "spirituellen Woodstock"?" Die EKD erklärte am Mittwoch, Schneider werde bei dem Treffen nicht dabei sein.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Der Pazifismus der Linkspartei
Mehr Rationalität wagen
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Von der Leyen legt Milliarden-Plan zur Aufrüstung Europas vor
Unionsvorstoß für Sondervermögen
Ohne eine Reform der Schuldenbremse geht es nicht
Eklat im Weißen Haus
Europa muss jetzt viel Geld bereitstellen
Vorfall in Mannheim
Autofahrer rast durch Fußgängerzone
Amokfahrt in Mannheim
Mit dem Auto in der Waffenverbotszone