: Es war uns eine Ehre
Der nigerianische Schriftsteller Uche Nduka soll ausgewiesen werden – an mangelndem öffentlichem Interesse kann das aber nicht liegen
Er veröffentlicht Bücher, schreibt Gedichte und veranstaltet regelmäßig Lesungen. Außerdem lehrte er an der Bremer Uni und arbeitet für Kultur- und Politikmagazine in Deutschland, Frankreich und Großbritannien – über Langeweile kann sich der gebürtige Nigerianer Uche Nduka nicht beklagen.
Doch neben seiner künstlerischen Arbeit als Schriftsteller verbringt er nun auch einen Großteil seiner Zeit auf den Fluren der Bremer Ausländerbehörde: Seine Aufenthaltserlaubnis ist nach Beendigung seines Anglistikstudiums abgelaufen und eine nahtlose Verlängerung eher unwahrscheinlich. Die Ausländerbehörde will Nduka keine Aufenthaltsgenehmigung erteilen. Er soll ausreisen, heißt es, sonst werde man ihn abschieben.
„Nur national und international bedeutende Künstler und Sportler können sich in Ausnahmefällen darauf berufen, dass es ein öffentliches Interesse an ihrem Verbleib gibt“, erkärt Markus Beyer, Sprecher des Senators für Inneres und Kultur, Kuno Böse (CDU). Dass Nduka als Autor öffentliche Lesungen abhielt, die Kuno Böse als Kultursenator bereits förderte, dürfe damit nicht in Verbindung gebracht werden.
Nduka verließ sein Heimatland Nigeria während der Militärdiktatur unter General Abacha, da er als Generalsekretär des nigerianischen Schriftstellerverbandes scharfen Repressionen ausgesetzt war (die taz berichtete). Durch ein Stipendium des Goethe-Instituts kam er Ende 1994 nach Bremen. Unterstützt durch die Heinrich-Böll-Stiftung, konnte er die Zeit bis zum Beginn seines Studiums der Anglistik und der damit verbundenen Arbeitserlaubnis überbrücken – seit dem finanziert er sich seinen Lebensunterhalt selbst.
Die Veröffentlichung seiner Gedichte in der Bremer Zeitschrift „New Leaf“ beispielsweise brachte internationale Anerkennung, wie Dr. Ian Watson, Professor für Anglistik an der Uni Bremen, betont. Auch die Gedichtsammlung „Bremen Poems“ (Verlag: YetiPress) von 1998, in der er seine Liebe zur „rainy city“ an der Weser in Verse gefasst hat, verkaufte sich so gut, dass bereits zwei Jahre später eine Neuauflage in Druck ging.
Obwohl er noch keinen Doktortitel besaß, veranstaltete Nduka fünf Jahre lang als vollwertiger professoraler Ersatz „aufgrund seiner besonderen künstlerischen Qualifikation“, die Prof. Dr. John Bateman von der Bremer Uni ihm bescheinigt, eigene Lehrveranstaltungen. Der Studiengang Anglistik möchte Nduka weiterhin als Dozenten behalten und appellierte bereits an die Ausländerbehörde, die Genehmigung zu verlängern.
Nach Hause kann es für Nduka auf keinen Fall gehen. „Seit 1999 gibt es zwar offiziell keine Militärdiktatur mehr“, erklärt der Dichter, „aber der jetzige Präsident Obasanjo ist nur ein Strohmann des islamistischen Blocks aus dem Norden, aus dem auch Abacha stammt. Für Freidenker und Atheisten wie mich ist es unmöglich dort zu leben. Ein enger Freund von mir, der Journalist Isioma Daniels, wurde vor zwei Monaten für vogelfrei erklärt und ermordet.“
Dasselbe Schicksal könnte auch Nduka blühen, sollte er in seine Heimat zurückkehren. Auch wenn das Auswärtige Amt nicht vor Nigeria-Reisen warnt: die Spannungen in dem riesigen Vielvölkerstaat stiegen laut Nduka in den letzten Jahren dramatisch an. „Wenn Nigeria explodiert, wird das schlimmer als in Jugoslawien“, prophezeit Nduka. In diese Heimat gibt es für ihn kein Zurück – es bleibt zu hoffen, dass ihm zumindest seine Wahlheimat erhalten bleibt.
Till Stoppenhagen