: Es trieft vor Harmlosigkeit
betr.: „In der Talmudschule“, taz.mag vom 17./18. 2. 01
[...] Dass hier harmlos über eine – im arabischen Viertel Jerusalems gelegene! – Talmudschule berichtet wird, die in dem Ruf steht, dass sie sich aktiv (zum Beispiel mit Plänen zur Sprenung des Felsendomes) für die Errichtung des dritten Tempels einsetzt (nicht zufällig heißt das Institut „Atéret Kohaním = Priesterdiadem), und das nicht einmal erwähnt wird, da habe ich keine Worte mehr. [...] MATHIAS RÖSEL, Bremen
[...] In der Einleitung bekommen wir ein paar folkloristische Impressionen von Ostjerusalem geboten und dann einen banalen Ablauf eines Schultages in dieser Institution. Alles, was geschildert wird, trieft dermaßen von Harmlosigkeit, dass man es kaum fassen kann. [...]
Von der taz erwarte ich, dass die Frage gestellt wird, was diese Typen überhaupt in Ostjerusalem zu suchen haben – über deren militante Siedlungspolitik. Warum wurde nichts über den fundamentalistisch religiösen Hintergrund der Aktivitäten dieser Gruppe berichtet, ihre Querverbindungen zu militanten Siedlern, auch ihre Verbindungen zum gerade neu gewählten Ministerpräsidenten Scharon, der auch eine Immobilie in Ostjerusalem hat ...
Ateret Cohanim bereitet sich auf das Kommen des Messias vor. Letztes Jahr trafen sich in Jerusalem über 2.000 Mitglieder, die sich auf den Dienst im dritten Tempel vorbereiten. Warum wurde nicht berichtet, wie die ideologische Instruierung der Jugendlichen in dieser Talmudschule vor sich geht? Stattdessen heißt es „der Religionslehrer erläutert ihnen die insgesamt 613 religiösen Ge- und Verbote der Torah, interpretiert sie aufgrund heutiger Erkenntnisse“. Welcher, bitte schön, und wie macht er das? Das ist eine Aussage, die auch auf hunderte von nichtmilitanten Torahschulen in Israel passen würde. IRIS NOAH, Berlin
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