Erwins Woche : Politik nach Herrenart
Die 18. Kalenderwoche hätte für Düsseldorfs Oberbürgermeister besser nicht stattgefunden. Erst wurde eine einstweilige Verfügung Joachim Erwins aufgehoben; ein stadtbekannter Architekt darf wieder behaupten, dass der Schwager des CDU-Bürgermeisters bei Bauprojekten in der Landeshauptstadt bevorzugt wird. Dann wurde der Nachwuchs des CDU-Politikers zu 200 Sozialstunden verdonnert – im Suff hatte Erwins Sohn zugeschlagen. Und nun soll die Kommunalaufsicht gegen den Düsseldorfer einschreiten: Am Freitag lästerte Erwin auf einer Ratsausschusssitzung über die Wohnung eines PDS-Ratsmitglied. Als Stadtchef darf Erwin zwar wissen, was bei Amtsvisiten in Privatwohnungen zu Tage tritt – ausplaudern darf er es nicht! Immerhin bekommt die PDS diesmal Beistand von Grünen und SPD. Ändern wird das an Erwins Gutsherrenpolitik nichts.
KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN
Der Stadt Düsseldorf mangelt es an politischem Diskurs – auch in den Medien. Hauptgrund: So lange die Stadt Aufschwunginsel und Haushaltsparadies ist, fehlt es an mächtiger Kritik an einem eigentlich untragbaren OB.
Und damit das auf Jahre so bleibt, plant Joachim Erwin schon den nächsten Coup: Um Düsseldorf schuldenfrei zu machen – andernorts ein ähnlich märchenhafter Begriff wie Vollbeschäftigung – sollen die kommunalen RWE-Aktien zu Geld gemacht werden. Goldene Aussichten – wen stört da schon das bisschen Indiskretion im Amt?