Erstes französisches Klimacamp: Zum Sturm auf die Raffinerie

In Frankreich erwacht die Klimabewegung: Die Aktivisten wollen gleich groß beginnen - und planen derzeit die Besetzung einer Total-Raffinerie im Oktober.

Vor zwei Jahren: Direct Action Training im Klimacamp in Hamburg. Jetzt wird auch in Frankreich kräftig geübt. Bild: ap

LE HAVRE taz | Über den Horizont erstrecken sich Unmengen von Schornsteinen, Kohlekränen und feuerspuckenden Raffinerietürmen. Willkommen in Harfleur, einem der schmutzigsten Orte Frankreichs, der vielleicht gerade auch einer seiner hoffnungsvollsten Orte ist. Denn im Klimacamp auf dem Hochplateau gut 20 Kilometer östlich des Ortes planen rund 300 französische Aktivisten derzeit den Gegenangriff - gegen den Öl-Multi Total und dessen dreckige Raffinerien.

Es ist das erste französische Klimacamp, inspiriert vom Klimagipfel in Kopenhagen und nach dem Vorbild der englischen Klimacamps, die seit 2006 von der Antikohlebewegung organisiert werden. Nun soll auch in Frankreich der Klimakampf beginnen - mit tiefgreifenden Debatten und ganz konkreten Plänen.

Und die haben es in sich: Denn die französichen Aktivisten planen derzeit kampfstark, eine ganze Total-Raffinerie zu besetzen - und im Erfolgsfall deren Produktion zu unterbrechen. Am 16. Oktober wollen sie die Raffinerie dort am Horizont erstürmen. Seit einer Woche, beraten sie nun, wie das funktionieren kann.

"Für uns ist sehr wichtig, dass diese Aktion weder uns noch die Arbeiter in der Raffinerie in Gefahr bringt", sagt die Klimaaktivistin Rebecca Williams. Und deshalb haben die Aktivisten mit den Arbeitern bereits regen Kontakt aufgenommen. Vor den Werkstoren verteilten sie Flyer, sie luden Arbeiter und Gewerkschaftsmitglieder zu sich ins Camp ein. Einige sind auch gekommen. Dass die Aktivisten keine Alleingänge planen, hat gute Gründe: Der Konzern Total ist in der Region nach der Autoindustrie schlichtweg der größte Arbeitgeber.

"Wir wollen das Ende des Erdöls", sagt Rebecca entschlossen. "Wenn alle noch vorhandenen Reserven verheizt werden, kann eine Mehrheit der Lebewesen auf der Erde nicht überleben - die Raffinerien zu stoppen, ist also eine Frage um Leben und Tod", erklärt die 27 jährige Köchin und Kunststudentin. Mit ihr sind viele, die ähnlich emfpinden.

Um dagegen anzugehen, haben die Klimabewegten in den letzten Tagen schonmal klein begonnen und mit Mini-Blockaden die Total-Großtankstelle in der Nähe außer Gefecht gesetzt. Demnächst soll es groß weiter gehen.

Bis dahin ist zwar noch einiges zu tun, doch wenn in Herbst weltweit zum internationalen "Climate Actions Day" gerufen wird, dann wird es vielleicht auch in Harfleur eine anschauliche Großpremiere geben. Der Horizont zumindest steht dafür offen.

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