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Erste Zeugen im Noriega-Prozeß

Miami (wps) — Der langerwartete Prozeß gegen Manuel Noriega begann am Montag in Miami mit der Verlesung der Anklageschrift. Noriega wird in ihr unter anderem als „ein verlogener Bulle“ bezeichnet. Er habe, so Staatsanwalt Michael Sullivan in seiner einstündigen Rede, sich 1983 mit den Bossen des Medellin-Kartells getroffen und Panama daraufhin zum sicheren Transitland für kolumbianisches Kokain gemacht. „General Noriega hat Kokain nie berührt, nie benutzt, wohl auch nie gesehen“, sagte er. „Er erlaubte anderen diese illegale Aktivität und wurde dafür bezahlt.“

Noriegas Anwälte wollen mit der Verlesung ihrer ersten Erklärung warten, bis die Anklage — wohl in zwei bis drei Monaten — ihre Vorwürfe und Zeugen vollständig präsentiert hat. Dennoch nahm Verteidiger Frank Rubino den ersten Zeugen der Anklage, den Panama-Experten Stephen Ropp, ins Kreuzverhör. Ropp gab zu, seine Informationen aus den Medien zusammengestellt zu haben, und bestätigte auch den wichtigsten Punkt der Verteidigung: daß Noriega ein „langandauerndes enges Verhältnis zum US-Militär“ unterhalten habe.

Wie Sullivan erklärte, will die Anklage demnächst den in den USA inhaftierten Medellin-Drogenhändler Carlos Lehder als Zeuge aufbieten. US-Behörden haben ihm Haftverkürzung angeboten, falls er gegen Noriega aussagt. Für Prozeßbeobachter deutet dies darauf hin, daß die Anklage neben den Zeugenaussagen keine Beweise für Treffen zwischen Noriega und den Kartellführern hat.

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