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■ Erste Welt und Dritte WeltVereinte Korruption

Wie gut tut es einem, der aus der sogenannten Dritten Welt kommt, zu sehen, daß auch in der Ersten Welt nun all das zutage tritt, was bisher als typisch für tiefschwarze Potentaten, korrupte selbsternannte Kaiser, Diktatoren und schwächliche Regimes von Bananenrepubliken galt. Schieberei und Ämterpatronage, Veruntreuung nahezu der gesamten Steuergelder, politische Führungsschichten als abgeschottete Kasten. Was lernen wir daraus? Mehrerlei. Zunächst einmal, daß die Arroganz der Weißen gegenüber den Andersfarbigen endlich aufhören muß. Sie haben zwar ihre eigene Korruptheit länger verbergen können, aber man sage nicht, daß diese erst ein Kind der letzten Jahre sei. Wer in der europäischen Geschichte forscht, findet derlei periodisch und oft in einer Generation mehrmals.

Die Tatsache, daß dort wie hier Korruption ein nahezu unabtrennbares Merkmal der Herrschaft ist, läßt nur einen Schluß zu: daß ein Teil aller Gesellschaften eben anders funktioniert, als die geltenden Gesetze es vorschreiben, und daß offenbar keine Verfassung, kein gesetzliches Regelwerk, imstande ist, alle Bereiche des Geldflusses, der Auftrags- und Postenbeschaffung, der Befriedigung auch der elementaren Bedürfnisse so zu regeln, daß dieses Schattenreich realer ökonomischer und gesellschaftlicher Beziehungen austrocknet.

Außerdem lernen wir, daß wir einmal nationalökonomisch fundiert herauszufinden versuchen sollten, welchen wirtschaftlichen Sinn Korruption hat und welche Folgen es hätte, wenn man sie völlig ausschalten könnte. Ich sage das nicht im Scherz: Wer sich korrupte Systeme einmal ohne den moralischen Zeigefinger vornimmt, wird in den Geld- und Produktionskreisläufen ein Beziehungsgefüge erkennen, das funktional sein und sogar stabilisierend wirken kann: Der kleine Beamte, der sich bestechen läßt, ist so mit seinem mickrigen Gehalt zufrieden, der Politiker, der Schmiergelder kassiert, gibt diese wieder für Hofhaltung und Accessoires aus, die Arbeitsplätze schaffen oder halten. Der korrupte Staatsanwalt oder Richter ist zwar ein Mistkerl, aber oft kalkulierbarer als der nur vom Willen Gottes geleitete Unbestechliche, der „seine“ Intepretation des Gesetzes anwendet, die der arme Täter hinten und vorne nicht versteht.

Das mag zynisch klingen. Doch es ist nicht weniger zynisch als die Aufrechterhaltung der Vorstellung, die Welt würde schon allein deshalb nach Recht und Gesetz funktionieren, weil es diese Gesetze gibt. Elio Makassu

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