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Erste Opfer des Atomunfalls in Brasilien

■ In Brasilien werden drei Personen, die mit Cäsium–137 in Berührung kamen, wahrscheinlich sterben / Gliedamputationen bei weiteren Opfern / Evakuierung ganzer Stadtteile / Häuser abgerissen / Fahndungstrupps suchen nach Cäsium / Weitere Personen erkrankt

Goiania (Brasilien) (afp/taz) - Das Nuklearunglück in der brasilianischen Stadt Goiania wird vermutlich Todesopfer fordern. Drei Personen, die mit einer cäsiumhaltigen Kapsel aus einem Röntgenapparat in Berührung gekommen waren, werden kaum noch Überlebenschancen eingeräumt. Drei weiteren Opfern, die ins Marinekrankenhaus nach Rio de Janeiro eingeliefert wurden, müssen wahrscheinlich Gliedmaßen amputiert werden. Im Überlebensfalle werden sie nach Ansicht von Vizeadmiral Burla, Leiter des Krankenhauses, an Krebs erkranken. Am Wochenende trafen vier weitere Personen mit schweren Verbrennungen und Blutarmut im Marinekrankenhaus, dem einzigen Zentrum zur Behandlung von Opfern atomarer Unfälle in Brasilien, ein. Noch ist das ganze Ausmaß der Katastrophe unklar. Ursache ist ein Röntgenapparat, der in den Trümmern eines vor drei Jahren abgerissenen Krankenhauses gefunden worden war. Der Apparat war in seine Teile zerlegt und dann einem Schrotthändler verkauft worden. Das Cäsium–137 befand sich in einer Bleikapsel, die offenbar aufgebrochen wurde. Im betroffenen Goiania, Hauptstadt des Bundesstaates Goias, wurden bereits acht Stadtbezirke evakuiert. Einige Häuser wurden bereits abgerissen. Ähnlich wie nach der Dioxin–Katastrophe im oberitalienischen Seveso wird nun das kontaminierte Erdreich abgetragen. Am Wochenende streiften zudem „Fahndungstrupps“ der Atomenergiekommission mit Geigerzählern durch die Stadt, um noch vermißte Mengen des hochradioaktiven Cäsiums ausfindig zu machen.

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