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Erstaunliche Rechnung

■ betr.: „Diese Leute sind nicht alleine“, taz vom 23.5. 97

Es wundert mich immer wieder, daß es in diesen und ähnlichen Artikeln so wenig um die „Verbraucher“, die Freier geht!

Bei 500.000 Prostituierten (nur aus Osteuropa allein?) und den angegebenen zehn Minuten könnten vier Freier pro Frau und Tag entsprechende Dienste in Anspruch nehmen. Das wären am Tag zwei Millionen, und wenn diese einmal pro Woche zu den Prostituierten gingen, zehn Millionen Männer in einer Woche, die Fünftagewoche vorausgesetzt.

Wie auch immer die Zahlen tatsächlich sind, scheint es doch um ein immenses Massenproblem zu gehen. Das bedeutet, jeder von uns – ich in meiner Familie, Sie in der taz-Redaktion – sind durchsetzt von Freiern! Und wir alle – ich jedenfalls – kann es mir bei kaum einem meiner Mitmänner vorstellen.

Und was heißt das für Millionen von Ehen! Was herrscht da für ein Mangel an Vertrautheit und Intimität. Was für eine traurige Sexualität? [...]

Eine solche Gesellschaft kann sich gegen das System von Frauenhandel und Prostitution nicht ernsthaft engagieren. Es muß klarer werden, welche individuell- neurotischen und gesellschaftlichen Bedingungen bei Freiern, aber auch Ehefrauen und Partnerinnen, dieses System bedingen. Ein Phänomen, das wohl quer durch alle Schichten geht, und wo Freier und Aufklärer – natürlich bei so hohen Zahlen – oft identisch sein müssen! Dr. med. Peter Boppel, Arolsen

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