: Erst schießen – gar nicht denken?
Betr.: „Euer Heer ist nicht unser Heer“, taz vom 3. Mai
Am 2. Mai wurde auf der Bürgerweide die Ausstellung „Unser Heer“ eröffnet. Natürlich gab es Protest dagegen. Doch „unsere tapferen Jungs“ wurden durch eine starke Polizeitruppe mit kugelsicheren Westen und Schilden gegen die nur mit Trommeln und Transparenten bewaffneten Demonstranten geschützt – selbst Einzelpersonen, die irgendwie nach Protest aussahen, wurde der Eintritt von der Polizei verwehrt. Da frage ich mich doch, wie das im Ernstfall werden soll, wenn unsere Soldaten irgendwo in Afrika oder Asien auf weniger friedliebende Menschen als Bremer Pazifisten treffen, die nicht nur reden wollen, sondern auch zurückschießen? Oder lernen unsere Leute bei der Bundeswehr erst schießen und dann – oder besser gar nicht denken? Das würde die kugelsicheren Westen der Polizisten erklären. Sie dürfen denken und wissen daher, dass in heutigen Kriegen die meisten amerikanischen Soldaten durch so genanntes „friendly fire“, also von ihren eigenen Kameraden getötet werden. Sollen die kugelsicheren Westen also gar nicht vor den Argumenten und Transparenten schützen?
Antonie Brinkmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen