: Erst kommt das Geld und dann die Fans
E war alles so schön! Plötzlich sitzen wir mitten in der Scheiße! Um uns herum trampeln pubertäre Germanenhorden die Blumenbeete am Gardasee kaputt und spielen Rambo. Hatte denn wirklich niemand damit gerechnet, daß sich nicht nur englische Hooligans, die man vorsorglich auf die Insel Sardinien verbannt hat, mehr für Randale als für Fußball interessieren?
Völlig überrascht stehen die italienischen Sicherheitsbehörden dem Problem mit gut geputzten Gewehren gegenüber. Hilflos versuchen sie mit drastischen Strafen einer Sache Herr zu werden, die eigentlich nicht nur jetzt in Italien nach einer anderen Lösung sucht. Aber anscheinend haben sich die Organisatoren der WM im Vorfeld mehr fürs Geldverdienen interessiert als über die für sie nur unangenehme Frage nachzudenken, wie denn die vielen tausend angereisten Jugendlichen betreut werden könnten.
Da sagt uns ein Fan-Betreuer aus Hamburg im San-Siro -Stadion, daß er seit einem Jahr versucht, mit den Verantwortlichen von DFB und FIFA ein entsprechendes Programm zu erstellen. Vergeblich! Alle Vorschläge: Zeltlager, Konzerte, eigene Fußballspiele für Fans sind gemacht. Reaktion: Nichts als Ignoranz!
Klar, über das Thema Fans und Randale kann jeder klugscheißen. Wir wissen zwar nicht, was der Herr DFB empfielt, wir empfehlen: Jetzt zeitgleich eine Hooligan-WM in Rom, im traditionsreichen Kolosseum. Vor der Arena Haut -den-Lukas-Geräte in den Farben aller Länder, die kostenlos benutzt werden dürfen. Mal sehen, für welchen Wettbewerb sich die Medien mehr interessieren!
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