■ Erleichterung im Unterhaus: „Miss Peitsche“ ist weg
Dublin (taz) – Hunderte von Unterhaus-Abgeordneten und britischen Lords können vorerst aufatmen: Lindi St. Clair, besser bekannt als „Miss Whiplash“, ist seit Sonntag verschwunden. Ihr Auto, ein gemieteter Jaguar, wurde auf den Klippen von Sussex in Südengland gefunden – auf dem Rücksitz eine leere Sektflasche und ein hochhackiger Schuh. Die Klippen sind vor allem deshalb berühmt, weil sich von dort ständig SelbstmörderInnen in den Tod stürzen.
„Fräulein Peitsche“ ist die bekannteste Bordellbesitzerin Großbritanniens und setzt sich als Präsidentin der „Korrektivpartei“ für die Rechte von Prostituierten ein. Zu den Kunden, die ihre SM-Dienste in Anspruch genommen haben, gehören nicht nur der verstorbene Medienzar Robert Maxwell sowie 260 Abgeordnete und 64 Lords, sondern angeblich auch Mitglieder der königlichen Familie. Der britische Finanzminister Norman Lamont hatte sein Privathaus nach seinem Umzug in die Dienstwohnung in der Downing Street vor zwei Jahren an St. Clair vermietet, sie jedoch schleunigst mit Hilfe von Steuergeldern herausgeklagt, als die 38jährige für ihre Dienste unter seiner Adresse warb.
Da das Finanzamt sie mit Steuerforderungen in Höhe von 110.000 Pfund (ca. 275.000 Mark) in den Bankrott zu treiben drohte, beschloß St. Clair, sich zu rächen. Sie wollte am vergangenen Wochenende im südenglischen Seebad Brighton ihre Kundenliste der Presse übergeben – mitsamt dazugehörigen Fotos und Videofilmen. Miss Whiplash hatte in ihrem Haus nämlich 24 versteckte Kameras installieren lassen. „Falls ich ermordet werde, soll das Schwein wenigstens geschnappt werden“, sagte sie in einem Interview. In Sicherheitsfragen ließ sie sich von KGB- und MI-5-Agenten beraten, die ebenfalls zu ihrem Kundenkreis zählten.
Der mit ihr befreundete Rocksänger Screaming Lord Sutch von der „Monster Raving Loony Party“ glaubt deshalb auch nicht an Selbstmord. „Falls ihr etwas passiert ist, stecken finstere Machenschaften dahinter“, sagte er am Montag. Ihr Steuerberater Denis Gilson behauptete jedoch: „Sie hatte keine Feinde – außer den Abgeordneten, Richtern und den anderen, die befürchten mußten, von ihr bloßgestellt zu werden.“ Ja, reicht das denn nicht? Ralf Sotscheck
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