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Erkleckliches Trostpflaster für den SFB

■ ARD-Finanzausgleich für den SFB gesichert/ Trotzdem muß nach wie vor gespart werden/ Internes Szenario sieht umfangreiche Streichungen vor/ Rundfunkpersonal soll nicht entlassen werden

Berlin. Just zu dem Zeitpunkt, als das Land Brandenburg den Berliner Hoffnungen auf eine gemeinsame Rundfunkanstalt den Garaus bereitet, verschafft Intendant Günther von Lojewski seinem chronisch notleidenden Sender ein Trostpflaster. Auf ihrer Hauptversammlung einigten sich am Dienstag in Baden-Baden die Intendanten der ARD auf den neuen Länderfinanzausgleich. Der SFB erhält von dem 222 Millionen Mark großen Kuchen, den die reichen Geberanstalten bereitstellen, ein erkleckliches Stück: Die ARD wird 1992 die Differenz zwischen den Gebühreneinnahmen, die in Ost-Berlin erzielt werden und den 95,5 Millionen Mark, die Berlin bislang aus dem Finanzausgleich der Anstalten erhalten hat, zahlen.

Die befürchteten Einbußen scheinen damit erst mal abgewendet. Das Ostberliner Gebührenaufkommen wird, je nachdem wieviel Rundfunkteilnehmer sich von den Gebührenzahlungen befreien lassen, auf 56 bis 72 Millionen Mark geschätzt. Obwohl der SFB nun die gesamte Stadt versorgt, wird er keine nennenswerten Mehreinnahmen verzeichnen. Lediglich eine 13prozentige Gebührenanpassung und ein Strukturzuschlag werden zusätzlich von der ARD gezahlt. Über den Finanzausgleich werden heute die Ministerpräsidenten der Länder in Bonn befinden, doch gilt ihre Zustimmung bereits als sicher.

Bei einer Rundfunkanstalt Berlin- Brandenburg wäre der SFB leer ausgegangen, da die ARD-Intendanten davon ausgingen, daß ein solcher Sender wirtschaftlich auf eigenen Beinen stehen kann. Aus diesen Gründen wurde eine Zwei- oder Mehrländeranstalt im SFB immer favorisiert. In einem internen Papier wurde noch im Frühjahr einer Ein- Land-Anstalt eine eindeutige Absage erteilt. Denn, so das Szenario, der Anteil eines solchen Landessenders am ARD-Gemeinschaftsprogramm wäre von acht auf fünf Prozent gesunken, im Dritten Fernsehprogramm wäre Berlin nur noch mit 15 statt 25 Prozent vertreten, Sendungen wie Kontraste und Nachtschwärmer wären vom Aus bedroht. Der Hörfunk sollte auf zwei Frequenzen eingedampft werden. Einschränkungen hätte es auch beim Personal gegeben. Dies sei, so wird in dem Papier resümiert, die letzte Alternative für den SFB. Wie der Sprecher des Senders, Erich Nieswand, gestern erklärte, habe es sich dabei nur um ein »Denkszenario« gehandelt. Die dort prognostizierten Einnahmen liegen allerdings nur etwa acht Prozent unter dem, was inklusive Finanzausgleich in die Kasse kommt. Nieswand sieht denn auch die Notwendigkeit von Einsparungen. Man werde das Programm »verschlanken müssen«. Personal soll jedoch nicht entlassen werden. Allerdings wird es auch keine Übernahme ganzer Redaktionen der Ostberliner Sender geben. dr

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