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ErinnerungDurchs Gedenken gestört

Die Tafel, die an die Opfer des KZ Spaldingstraße erinnert, irritierte die Anwohner. Deshalb hängte sie der Hausbesitzer um - nun ist sie wieder am alten Platz.

Geschäftsschädigend? Gedenktafel, wieder am Platz. Bild: Miguel Ferraz

Im Moment hängt sie wieder, die Tafel an der Spaldingstraße 160. Am 26. Oktober war sie in einer Feierstunde enthüllt worden. Nikolas Hill, Staatsrat der Kulturbehörde, hielt eine Rede. Karl-Heinz Schultz, der Vorsitzende des Freundeskreises der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, war dabei und Barbara Brix, Geschichtslehrerin des Gymnasiums Klosterschule, die mit ihren Schüler die Geschichte des KZ Spaldingstraße erforscht hat und mit ehemaligen Häftlingen Kontakt aufgenommen hat.

Die Tafel erinnert an die Opfer des Konzentrationslagers in der Spaldingstraße, einem Außenlager des KZ Neuengamme. Das KZ Spaldingstraße war eines der größten im Hamburger Stadtgebiet, zwischen November 1944 und Befreiung waren hier etwa 2.000 Häftlinge inhaftiert, von denen etwa 800 ermordet wurden.

Seit zwei Jahren gehört das Haus der Immobilienverwertungsgesellschaft Asset Management GmbH (IVG) mit Sitz in Bonn und Hamburger Niederlassung am Baumwall. Der Vorbesitzer hatte sich über Jahre hinweg geweigert, eine Tafel am Haus anbringen zu lassen. Doch die nun angebrachte hat bereits eine wechselvolle Geschichte hinter sich. In der Nacht auf Samstag wurde sie auf Veranlassung des Hamburger IVG-Niederlassungsleiters Lars Flechsig entfernt und um die Ecke, im Innenhof, angebracht. Nach Kritik in der Mopo wurde sie in der Nacht auf Sonntag wieder an ihren ursprünglichen Ort vorne am Haus montiert. Für ein Gespräch mit der taz stand Herr Flechsig am Dienstag nicht zur Verfügung.

"Es gab große Unruhe mit dem Mieter", erklärt an seiner statt IVG-Konzernsprecher Jens Friedemann. Dieser Mieter, der Büroausstatter Broders & Knigge GmbH, sei "in unflätiger Weise" beschimpft worden. Es seien Zettel mit dem Tenor aufgetaucht: "So etwas habe es in der DDR nicht gegeben." Und: "Die Mauer müsse wieder her." Der Büroausstatter habe sich "belästigt gefühlt", er sei "ziemlich irritiert" gewesen. Grundsätzlich sei die Broders & Knigge GmbH wohl der Meinung, "eine solche Tafel gehöre an einen Ort der Ruhe und des Gedenkens, und nicht neben ein Schaufenster", sagt Friedemann. Nach den Vorkommnissen habe der Mieter mit Auszug gedroht und "Gründe für eine Mietminderung" gesehen, worauf Niederlassungsleiter Flechsig mit der Entfernung der Tafel reagiert habe.

"Falsch natürlich", sagt Friedemann, "falsch reagiert." Flechsig habe weder die Kulturbehörde noch den Freundeskreis der Gedenkstätte Neuengamme über seine Pläne informiert. Inzwischen habe er sich aber bei ihnen entschuldigt. Friedemann will nun auf ein Gespräch mit Broders & Knigge hinwirken, um sie über die Geschichte des Gebäudekomplexes aufzuklären.

Die Schwierigkeiten haben sich vielleicht schon in einer kleinen Szene bei der Enthüllung der Tafel angedeutet. Damals wurde mit großem Lärm ein Rollladen aufgestoßen und zwei Männer erschienen, von denen einer geräuschvoll sein Auto startete und davonfuhr. Für einige Minuten war die Veranstaltung unterbrochen und die Männer genossen die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.

"Falsch natürlich", sagt Friedemann, "falsch reagiert."

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