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Erhöhtes KrankheitsrisikoKaiserschnitt beeinflusst Erbmoleküle

Mit Kaiserschnitt entbundene Kinder haben ein erhöhtes Risiko für Krebs oder Asthma. Forscher vermuten, dass eine veränderte Genregulation die Ursache ist.

Bei einem geplanten Kaiserschnitt ist das Kind völlig unvorbereitet, und der Stress baut sich schlagartig auf. Bild: photocase/75laura

STOCKHOLM taz | Kinder, die mit Kaiserschnitt entbunden wurden, haben ein höheres Risiko, an Diabetes, Asthma oder Krebs zu erkranken. Schwedische Forscher glauben dafür eine mögliche Erklärung gefunden zu haben. Sie entdeckten bei Kindern, die mit einem Kaiserschnitt zur Welt gebracht worden waren, chemische Veränderungen an den Grundbausteinen der Erbsubstanz. Bei Kindern, die mit vaginaler Geburt geboren wurden, waren diese nicht nachweisbar.

"Wir halten es für eine bahnbrechende Entdeckung, dass ein Kaiserschnitt die Erbsubstanz beeinflussen kann", sagt Mikael Norman, Professor und Kinderarzt am "Karolinska Institut" der Universität Stockholm: "Bis jetzt hat man sich im Zusammenhang mit einem Kaiserschnitt eigentlich nur für die Operationsrisiken interessiert. Unsere Forschungsergebnisse können dazu führen, die Auswirkungen der Kaiserschnitt-Geburt künftig noch aus einem ganz anderen Blickwinkel zu beurteilen."

Das Team von Mikael Norman und seinen Kollegen nahm zuerst Blutproben aus den Nabelschnüren von Neugeborenen. Drei bis fünf Tage nach der Geburt entnahmen sie dann noch einmal Proben bei den Kindern. Die Blutproben wurden analysiert, um den Grad der DNA-Methylierung in den zum Immunsystem gehörenden weißen Blutkörperchen, den Leukozyten, feststellen zu können.

Bei der Methylisierung wird ein Molekül, konkret eine Methylgruppe, an DNA-Bausteine geheftet. Das kann unter anderem Auswirkungen auf die Aktivität von einzelnen Genen haben. So können Methylisierungen auch dazu führen, dass Gene ganz "stillgelegt" werden.

Durch ihre vergleichenden Untersuchungen fanden die schwedischen Forscher heraus, dass alle durch Kaiserschnitt geborenen Kinder höhere Werte bei der DNA-Methylierung hatten als vaginal entbundene Kinder. Drei bis fünf Tage nach der Geburt waren diese Unterschiede jedoch wieder verschwunden.

Eine entscheidende Rolle für diese Auffälligkeit könnte nach Meinung der Stockholmer Forscher das unterschiedliche Stressniveau für die Neugeborenen als Folge der beiden Entbindungsformen spielen.

Bei einer vaginalen Geburt baue sich der Geburtsstress für das Kind nach und nach auf. Dadurch werde sein ganzes Immunsystem schrittweise aktiviert. Zur Zeit der eigentlichen Entbindung ist es auf höchster Alarmstufe. "Und das ist ein positiver, zielgerichteter Stress", sagt Norman: "Dagegen ist das Kind bei einem geplanten Kaiserschnitt völlig unvorbereitet, und der Stress baut sich schlagartig auf." Ein geplanter Kaiserschnitt wird gewöhnlich 10 bis 14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin vorgenommen, das Kind aber sei darauf nicht vorbereitet.

Norman verweist auf Tierexperimente, bei denen man nachweisen konnte, dass "negativer Stress" die Nachkommen "programmieren" und später im Leben einen Einfluss auf das Risiko, an bestimmten Krankheiten zu erkranken, spielen könne.

Norman warnt jedoch davor, seine jetzigen Forschungsergebnisse schon als vollständige Erklärung dafür zu sehen, warum via Kaiserschnitt zur Welt gebrachte Kinder öfter an immunologischen Krankheiten wie Asthma, Allergien, Krebs und Diabetes erkrankten. Zum einen leiden die meisten Kaiserschnitt-Geborenen nicht an diesen Krankheiten. Auch sei derzeit eine eindeutige Erklärung nicht möglich, da noch nicht einmal die Ursache dafür bekannt sei, warum die DNA modifiziert werde und welche spezifischen Gene dabei beeinflusst würden.

"Was wir bis jetzt wissen, ist, dass die Geburt ein sehr wichtiger Augenblick dafür ist, dass bestimmte Gene aktiviert und bestimmte andere deaktiviert werden", sagt Norman: "Werden diese natürlichen Voraussetzungen durch einen geplanten Kaiserschnitt durcheinandergebracht, kann das einen frühen Mechanismus auslösen, der die DNA in den weißen Blutkörperchen chemisch verändert. Eine Modifizierung, die später zu den erhöhten Krankheitsrisiken führen kann."

Die schwedischen Forscher, die ihre Studie in der Juli-Ausgabe des Fachmagazins Acta Paediatrica veröffentlichen, sind der Auffassung, dass ihre Erkenntnisse in der künftigen Debatte um das Für und Wider von geplanten Kaiserschnittgeburten eine Rolle spielen sollten. Diese Geburtsart hat in den letzten Jahrzehnten markant zugenommen. In Deutschland wurden laut Statistischem Bundesamt 2007 bereits knapp 30 Prozent aller Neugeborenen mit Hilfe des Chirurgen zur Welt gebracht. 1995 waren es nur halb so viele.

Ingela Wiklund, Vorsitzende des schwedischen Hebammenverbands Svenska Barnmorskeförbundet, betont zwar, dass man "immer vorsichtig mit Forschungsergebnissen sein sollte". Sie warnt aber auch: Wenn man davon ausgehen müsse, "dass ein geplanter Kaiserschnitt dem Kind vielleicht Asthma bescheren wird, ist das ein starkes Argument gegen den Kaiserschnitt".

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16 Kommentare

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  • G
    Guillem

    ...und die Leute, die mit dem Kopf nach Norden schlafen leben auch länger. Und nun?

  • BT
    Barbara T

    Statistiken ..wieso eigetnlich an den Zahlen stoßen?

    die Damschnittstudie hielt genau fünf Stunden und wurde vom gleichen Verfasser der offensichtlich einen Fehler in der Auswertung gemacht hatte, zurückgenomen. Noch heute dreißig Jahre später werden Frauen deshalb bei der Geburt an ihrer intimsten Stelle zerschnitten. Es gibt keine Studien die einen Grund für diese Verstümmelungen bieten!

    Aber zurück zum Inhalt der zitierten Studie. Ich finde das jeder Hinweis auf eine Störung unseres Wohlbefindens kritische Nachfragen nach sich ziehen sollten und müssten. Wieviele Contergankinder gab es bis es endlich verboten wurde? Egal - es waren zu viele!

    Gibt es nicht schon genug Hinweise auf Störungen durch Manipulationen oder Interventionen an dem völlig natürlichen Vorgang Schwangerschaft oder Geburt?

    Frauen die völlig verunsichert sind, zum einen weil sie schon aus der eigenen Geburt resultierend kein Körpergefühl mehr mitbringen. Ist nicht die Generation der programmierten Geburt gerade im gebährfähigsten Alter? Oder ihr Wissen/Fühlen von schlauen Medizinern abgesprochen bekommen und dann nur noch an sich selber zweifeln?

    Aber wo und vor allem woher sind den Mediziner die besseren "Wisser" wenn es um Selbstwahrnehmung oder Eigenkompetenz in einem normalen Vorgang geht?

    Sind wir nicht mit einem wunderbaren System ausgestattet, das uns hilft immer wieder zu wissen wie ein gesunder Körper zu sein hat? Schafft es unser Körper nicht immer wieder einen Weg zu finden in dem es sich mit manchmal sehr schlimmen unentdeckten ERkrankungen lange wunderbar leben lässt?

    Ist es nicht die Medizin. Errungenschaft, die das Wohlbefinden nicht selten erst nach der Diagnose von einer tödlichen Krankheit verfallen lässt?

    Und es betrifft nicht "die da draussen" sondern uns alle, zumindest wenn wir geboren werden.

     

    Und wenn uns da was fehlt oder ersetzt wird, wie z.B. die wichtigen Hormone die wir im Zusammenspiel mit unserer Mutter produzieren und die uns helfen eine Geburt gut zudurchstehen,wenn die ersetzt werden durch einen Hormoncocktail per Infusomat oder einen vorzeitigen Kaiserschnitt, dann fehlt uns was in unserer Entwicklung.

     

    Nichts was die Natur plant kann der Mensch verbessern wenn wir verstehen das alles einen Sinn macht. Eine Geburt z.B. beinhaltet ausser Hormone noch bestimmte Bewegungsabläuf des Kindes die für eine Hirnreifungsleistung absolut wichtig sind. Wundern wir uns nicht darüber, dass Kinder nicht still sitzen, zuhören oder wahrnehmen können? Ja, wie sollen sie das auch lernen, wenn keiner da ist der zuhört oder da ist. Mutter von den Schmerzen abgekoppelt durch Narkose oder mit PDA.

    Aber werfen wir das doch mal eben einer (anscheinden kleinen) Statisitk vor anstatt uns zu überlegen wie wir eigentlich geboren wurden und was das noch bedeuten kann.

    Es gibt viele Ursachen warum Menschen nicht mehr fühlen oder wahrhaben wollen. Eine davon ist sicherlich die katastrophale Haltung der Geburtsbegleiter in der Tat. Jahrhundertelang waren es die Hebammen, die mit dieser fürsorgenden Arbeit betraut und vertraut waren. Sie waren es, die in einer guten Atmosphäre - nämlich zuhause, die Gebärenden gegleiteten und sehr genau spürten was Frau braucht. Nicht selten übrigens ein mütterliches Händchen oder eine klare Anweisung.

     

    Heute ist die Hebamme oft nur noch Handlanger eines Arztes, ihre Kompetenzen werden belächelt und herabgewürdigt. Ihre Bezahlung ist über zehn Jahre nicht angehoben worden und entspricht heute einem Niveau unter dem Mindestlohn!

     

    Durch eine Argumentation die jede Frau als risikobehaftet betrachtet und somit in die Hände eines Arztes beordert ist eine Schwangere allein gelassen.

     

    Ich kenne keinen Arzt, der sich den Ängsten einer Frau stellt und bei ihr bleibt um sie zu stärken und unterstützen wenn sie nicht mehr oder noch nicht an sich und ihr können glaubt.

    Dieser nunmehr wichtigste Begleiter einer gesunden Schwangeren hat jedoch nicht die Bohne einer Ahnung über eine gesunde Schwangere, woher auch, er lernt ja nur kranke Menschen zu behandeln. Er kann nur prima operieren und dies auch einer Frau versprechen ... da werden sie geholfen...

    Das das nicht wirklich hilft und schon gar nicht der Menscheheit beim überleben werden wir dann feststellen, wenn andere schlaue Köpfe kommen und diesen Unsinn beenden.

    Übrigens nicht der erste Unsinn den Ärzte erfunden haben, wenn man an die programmierte Geburt denkt Anfang der 80iger, dieleider viel zu häufig schwere Fälle von Schädigungen von Mutter und Kind nach sich zogen und letztlich wieder aufhörten.

    Also lieber eher als später sollte jede kleine Statisik ernst genommen und zum Anlass führen die Geburtspraktiken der Neuzeit zu überdenken!

    Barbara T, Darmstadt

  • N
    Nala

    Nicht jeder Kaiserschnitt ist ein Wunschkaiserschnitt! Es gibt leider Situationen, bei denen er sein MUSS! Und dafür sollte er da sein!

     

    Ich hatte selbst vor 2 Wochen einen Not-Kaiserschnitt und hätte sehr, sehr gerne spontan entbunden!!!

  • G
    Gabriel

    Liebe TAZ Redakteure: Das ist eine Studie mit 37 Kindern, die untersucht wurde. Das ist unseriös und irrelevant.

    So etwas glaubt ihr blindwütig und gibt es ungeprüft wieder?

    Ärgerlich.

    Gabriel

  • G
    Gabriel

    Was soll denn dieses Foto eines schwimmenden Babys zu als Illustration dieses Artikels?

  • FG
    Freie Gedanken

    Oh wie schlimm! Kinder kriegen macht unerträgliche Schmerzen und das läßt sich je nicht aushalten! Ganz klar. Logisch kann ich akzeptieren. Bloß existiert die Menschheit für so lange Zeit, dass eine solche Erklärung nicht ausreicht.

     

    Wenn es eine medizinische Indikation gibt, dann kann ich nichts dagegen sagen. Aber dieses Wegdrängen des natürlichsten Vorganges im Leben ist für mich unerträglich. Natürlich ist es sicherlich nicht angenehm, aber dann gleich vorweg eine sectio zu planen ist für mich barbarisch. Der nächste Schritt ist dann, dass man gleich im Reagenzglass den Fötus/Embryo ranzieht und von dort weg dann groß zieht.

     

    Entscheidet Euch auch für den Job. Das ist alles kein Problem. Es ist auch nicht verboten während der Schwangerschaft zu rauchen, Pluralismus hatlt. Ist doch alles kein Prblem. Ihr müsst nicht stillen. Ja Ihr müsst Eure Kinder nicht mal erziehen. Es gibt ja Tagesmütter und -stätten und Kindergärten und Schulen und Nachmittagsbetreuung und wenns dann doch schiefläuft hat man keine Schuld, waren ja die anderen, die erzogen haben, aber da haben wir ja das Jugendamt und dann kommt der Sozialpädagoge und später dann die Agentur für Arbeit und alle kosten Geld und wir alle als Gesellschaft zahlen eine Entwicklung, die man sich sparen könnte.

     

    Wer A sagt muss auch B sagen. Wer Kinder will soll die Konsquenzen tragen. Und Kinder bekommen heißt nun mal Schmerzen. Nicht nur bei der Geburt!!!

     

    Aber lebt ruhig weiter in Eurer pluralistischen Gesellschaft. Doch Pluralismus heißt auch Verantwortung übernehmen. Mehr als wenn alles vorgeschrieben wäre. Es liegt dann auch in Eurer Verantwortung, dass Ihr einfach sagt: Nein, ich will keine Kinder! Ist mir alles zu anstrengend!

    Kann ich auch verstehen. Ist auch wirklich saumäßig anstrengend. Ich bin in den letzten 5 Jahren schneller gealtert als die 10 Jahre vorher. Hatte aber auch unheimlich viel Spaß.

     

    Und überhaupt: Diese Erkenntnis, das der Geburtvorgang wichtig für das Immunsystem ist und auch für die spätere Entwicklung gibt es schon länger als dieser medizinische Positivistenverein zugeben will. Man kann sich verschiedene Statistiken im medizinischen wie auch soziologischen Bereich gerne anschauen und ein Trend ist deutlich zu spüren, auch wenn es natürlich nur ein erhöhtes Risiko ist. An der sectio ist halt einfach mehr zu verdienen, deshalb machen es die Medziner auch so gerne.

     

    Grüsse auch noch nicht vergessen.

  • I
    Irene

    Diabetes, Krebs und Asthma, nicht etwa wegen der Lebensumstände oder der Umweltverschmutzung, sondern weil die egoistische Mutti sich den Geburtsschmerz ersparen wollte? Was wird denn den Frauen noch an Verantwortung und Druck aufgelastet?

  • KK
    Klaus Keller

    Fragen über Fragen

     

    @Simon warum nicht Väter oder Söhne?

     

    @ määääähhhh!: -PeriDualAnästhesie hilft auch zur Schmerzfreiheit bei normalen Geburten.

     

    -Bei Vollnarkosen(eher Intubations.- als Maskennarkosen)gibt es bei Schwangeren ein sehr großes Aspirationsrisiko in Verbundung mit dem hochlaufen des Magensaftes der bei der Intubation in der Lunge laufen könnte und dort nichts zu suchen hat(zur Erinnerung bei einer Schwangeren ist der Druck auff den Magen und andere Organe erheblich).

    Warum dieses Risiko? Schon allein für die Vollnarkose besteht ein Sterbewahrscheinlichkeit

    ohne das jemand ein Messer in die Hand genommen hat.

     

    Warum die Zahl der Kaiserschnitte in Schweden gestiegen ist wird nicht gesagt.

     

    mögliche Ursachen:

     

    -Anzahl der durch den Arzt duchzuführenden Kaiserschnitte vor der Facharztprüfung hat sich verädert(gestiegene Fallzahlen wurden in diesem Zusammenhang auch bei Hysterektomien diskutiert).

     

    -Die Klinik/der Arzt bekommt wesentlich mehr Geld für einen Kaiserschnitt/statt Fallpauschale für eine Geburt.

     

    -medizinische gründe,wenn man das Einkommen des Arztes nicht als medizinischen grund wahrnimmt....

     

    -Die Studie wurde duchgeführt weil die durchführenden Geld bekommen, oder die Uni...

     

    Irgendwann werden die Schweden feststellen das 99,08% der geborenen Kinder später sterben, da das leben mit der Zeugung(Geburt) beginnt und dem Tot endet,der Rest stirbt im verlauf der Geburt

    (statisische Zahlen eher geraten).

     

    mit freundlichen Grüßen

     

    Klaus Keller Hanau

  • S
    Simon

    Das dachte ich mir schon, dass wir hier Kommentare zu sehen bekommen von den Müttern (Vermutung über meine VorkommentatorInnen), die ganz genau wissen, wie Kinder am besten zu bekommen und groß zu ziehen sind.

     

    Willkommen in der Zivilisation! Willkommen in einer freiheitlich-geprägten Gesellschaft. In der es den Eltern überlassen wird, ob sie stillen oder doch lieber zum Fläschchen greifen wollen, damit z.B. die Frau viel früher wieder in den Beruf einsteigen kann und - abgesehen davon - auch Männer in der Lage sind, Säuglinge groß zu ziehen. In der Frauen die Wahl haben, ob sie lieber auf teilweise unerträgliche Schmerzen verzichten wollen oder es natürlich bevorzugen. In der ich die Wahl habe, ob ich - weil es vielleicht anders nicht möglich ist - mein Kind sogar schon ab einem halben Jahr in eine Betreuungseinrichtung geben kann oder es doch drei Jahre selbst groß ziehe. In einer Gesellschaft, in der sogar zwischen den beispielhaften extremen Polen viele Grauabstufungen dazwischen existieren.

     

    Aber Schade ist, dass man von den vermeintlich alles-wissenden stigmatisiert wird, wenn man sich nicht an deren Regeln hält: Man angetrieben wird unter größten Schmerzen es weiter und weiter mit dem Stillen zu versuchen, weil es das einzig wahre ist; verachtet wird, wenn man sich freiwillig für einen Kaiserschnitt entscheidet; für einen Kinderkörperverletzer gehalten wird, sobald man das falsche Tragesystem benutzt; etc.

     

    Wo ist denn die Toleranz hin, was ist mit der pluralistischen Gesellschaft los, wo blieb die Erkenntnis auf der Strecke, dass es mehrere Wege zum Ziel gibt, oder sogar das Eingeständnis, dass es verschiedene Ziele gibt? Wo ist der Stolz darauf hin, dass wir Menschen nicht alle eine homogene Einheitsmasse mit dem EINEN Musterbeispiel sind, sondern alles Individuen mit unterschiedlichen Ansichten und Methoden? Wo ist die Fähigkeit geblieben, einander Verschiedenes gönnen zu können?

     

    Schade. Und auch traurig.

  • P
    PeterG

    Das lange bekannte Phänomen der vererbbaren direkten Veränderung von "Erbanlagen" durch äußere Einflüsse (Epigenetik) ist zentrales Element der hohen Anpassungsfähigkeit von Spezies an sich verändernde Umweltbedingungen.

  • KK
    Klaus Keller

    @määääähhhh!: PDA hilft natürlich auch bei der Schmerzausschaltung bei einer normalen Geburt.

    Stichwort Vollnarkose:Kennen Sie ansatzweise das Aspirationsrisiko bei einer Schwangeren und die Folgen?.

    Wenn es mehr Kaiserschnitte gibt als nötig befürchte ich eher die Ausbildungordnung für Ärzte als hintergrund(Mindestzahl an durchgeführten OP`s für die Facharztprüfung,auch im Zusammenhang mit Hysterektomien in Deutschland. Glaub ich aber auch nicht wirklich, ließte hier jemand mit der ahnung hat?

    Ich hatte eher den Eindruck der Bericht geht in die Richtung 99% aller Kinder stirbt nach der Geburt 0,02 während derselben.

    klaus keller hanau

  • NM
    nadine maier

    lieber määähhh,

    bitte nicht so pauschal alles in einen Topf werfen! Sind sie ein Mann? Dann sollten sie sich bei einem Kommentar über die Schmerzen bei einer Geburt bitte etwas zurückhalten, eine Geburt kann nämlich sehr schmerzhaft sein. Sind Sie ein Frau? Dann wundert es mich dass Sie ebenso einen dermassen negativen Kommentar schreiben.

    Was das Stillen betrifft: die meisten Frauen wollen stillen, doch wird leider oft noch -nicht mehr so sehr wie in den 70er/80er Jahren- zu schnell in der Klinik die Ersatzmilch angepriesen. Stillen erfordert Ausdauer und Unterstützung. Wie die meisten wissen, mangelt es insbesondere an Einfühlsamkeit in Kliniken. Das ist ein sehr wichtiger Faktor. Ein schreiendes Kind, eine unerfahrene Mutter - die körperliche und physische Belastung nach der Geburt können schnell alle guten Vorsätze zum schwinden bringen. Der Faktor Einfühlsamkeit ist ebenfalls ein wichtiger Faktor in Bezug auf Kaiserschnittgeburten. Vor allem aber ist diesbezüglich auch der Gynäkologe gefordert. Der ist meist ein schulmedizinisch ausgebildeter Mann, hat also keine eigenen körperlichen Erfahrungen von Wehentätigkeit, ausserdem werden hilfreiche Unterstützungen aus dem Naturbereich von Schulmedizinern pauschal abgewertet falls sich eine Mutter selber helfen möchte.

    Die Sache ist also etwas komplizierter und die Mütter sind sicherlich nicht die alleinigen Schuldigen für diesen Trend, abgesehen natürlich von der falschen Vorbildgebung aus der Mode- und Glitterwelt.

    Es gibt genau aus diesem Grund der auf Effizienz und Schmerzfreiheit bezogenen Krankenhausgeburten den Trend zu Haus- und Geburtshausgeburten, in der Mütter und ihre Neugeborenen in einem das Ereignis Geburt entsprechenden Rahmen betreut und unterstützt werden.

    Ich wollte damals (2006+2007) eine natürliche Geburt und stillen. Mein Arzt meinte damals zu meinem Vorsatz der natürlichen Geburt: das werden wir schon sehen ob sie das aushalten!

    ALs die Wehen so stark wurden dass ich meine Atmung durcheinanderbrachte war niemand fähig, die Hebamme und auch mein mich begleitender Mann nicht, mich am Rücken zu massieren und mit mir zu atmen, bei mir zu sein oder mich zu beruhigen. Die Hebamme rannte nur in meinem Zimmer rum und hat mir während der Geburtswehen kein einziges Mal in die Augen gesehen oder mich bei meinem Namen genannt. Der Arzt war verschwunden.

    Ich hatte dann einen Notkaiserschnitt. Beim Stillen habe ich dann entgegen allen Bemühungen des Zufütterns seitens des Klinikpersonals durchgehalten und voll gestillt. Dies war sehr anstrengend, da ständig kontrolliert wurde ob das Baby richtig anliegt usw. Der Druck auf die Mutter ist enorm und DARIN liegt der Fehler der Klinikgeburt. Sie ist ganz allein in feindlcihem Gebiet. Geburt im Krankenhaus ist wichtig, da die Notversorgung sichergestellt ist, aber es sollte ein eigener Bereich mit eigens für das Ereignis Geburt geschultem Personal geschaffen werden damit eine Geburt nicht mehr als Krankheit behandelt wird!

    So wie mir ging es vielen Freundinnen und Bekannten. Sie waren allein und hilflos.

    Nicht nur die Frauen sind am Trend der Kaiserschnittgeburt schuld, sondern die Art, wie in Krankenhäusern die Geburt gehandhabt wird und vor allen Dingen wie der Frauenarzt sie einer schwangeren Frau vermittelt.

  • N
    Nelly

    »War und ist ja auch Mode seine Kinder nicht zu stillen, könnten ja die Milchdrüsen rein optisch drunter leiden. Das dem Kind somit wichtige immunologische Faktoren verweigert werden ist ja Nebensache.«

    Obendrein fördert Stillen die Rückbildung der Gebärmutter und es gibt sogar Gerüchte, dass das Brustkrebsrisiko gesenkt werden kann. Außerdem ist es billig, praktisch, nie zu heiß, braucht keine Vorbereitungszeit - Kinderkrippenkompatibel isses allerdings nicht. Mit zwei Monaten in die Krippe geben und zum Stillen fix vorbeikommen dürfte in den wenigsten Fällen einfach zu realisieren sein ...

  • K
    Kaiserschnittkind

    Bin Kaiserschnittkind und habe Bronchialasthma und Allergien. Und nun?

  • M
    määääähhhh!

    Dieser Bericht zielt wohl eher auf den derzeitigen Trend ab ohne jeden Grund sich einen "Kaiserschnitt" verpassen zu lassen. Ist wohl angenehmer unter PDA oder noch besser Vollnarkose. Kinder kriegen soll ja gelegentlich, insbesondere beim ersten auch mit Schmerzen verbunden sein.

    War und ist ja auch Mode seine Kinder nicht zu stillen, könnten ja die Milchdrüsen rein optisch drunter leiden. Das dem Kind somit wichtige immunologische Faktoren verweigert werden ist ja Nebensache. Im übrigen freut sich Nestle und Co...

  • KK
    Klaus Keller

    Alternativforschlag bitte: ich dachte bisher wird ein Kaiserschnitt durchgeführt wenn eine normale Geburt nicht oder nur mit Risiken für die Mutter oder das Kind erfolgen kann ,haben die Schweden einen alternativforschlag gemacht?

    klaus keller hanau