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Erfurts Müllberge wachsen

Erfurt (adn) — Keineswegs lachende Dritte sind derzeit die Bürger Erfurts beim Streit um zwei verschiedene Entsorgungskonzepte für den Hausmüll. Während nämlich die Kommune einerseits und die Thüringen Recycling Erfurt GmbH, vormals SERO, andererseits ihren Disput ausführen, wachsen in der Stadt die Berge an Flaschen, Gläsern, Textilien und Plaste.

Als im August der Subventionsfluß für SERO versiegte und die Liquidität des inzwischen in eine GmbH umgebildeten Betriebes in Frage stand, entschloß man sich, fünf der eigenen Annahmestellen zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit in Verkaufsmärkte umzuwandeln. Gleichzeitig bot der Geschäftsführer der Kommune an, Container anfertigen zu lassen und sie zusätzlich zu noch bestehenden Annahmestellen im Stadtgebiet aufzustellen — ohne Resonanz. Dann ergriff Thüringen Recycling die Initiative und stellte provisorische Drahtcontainer in einem Stadtteil auf. Ergebnis: Täglich entluden die Einwohner rund 10.000 Flaschen und Gläser sowie zwei Tonnen Papier in die Behälter. 300 Tonnen kamen so in zwei Monaten zusammen. Dies ermutigte die Entsorger der GmbH und ließ sie weitere geschlossene Doppelcontainer auch in anderen Stadtteilen aufstellen. Doch über Nacht waren sie plötzlich auf Geheiß des Umweltdezernenten verschwunden.

Sie seien nicht sicher gewesen, teilte dieser auf Anfrage mit. Zugleich war aber auch im Magistrat das von der Recycling-GmbH vorgelegte Konzept zur Entsorgung verworfen worden, das da besagte: Finanzierung von notwendigen 1.120 Doppelcontainern je zur Hälfte von Kommune und Thüringen Recycling sowie Erheben eines monatlichen Obulus von 0,97 DM pro Einwohner für die regelmäßige Entsorgung.

Dem stellt der Magistrat eine andere Lösung des Altstoffproblems entgegen, in der Thüringen Recycling keinen Platz hat. Danach soll die Stadtwirtschaft als kommuneeigenes Unternehmen ab Dezember zunächst je 175 Container für Papier und Glas im Stadtgebiet aufstellen. Ein Fahrzeug sowie weitere Behälter sollen im Frühjahr folgen.

Wer nun richtig oder falsch gerechnet hat bei der Bedarfsermittlung an Containern, dürfte den Bürger kaum interessieren, Hauptsache, er findet einen in seiner Nähe — und zwar bald, bevor im Konzeptionsstreit weitere verwertbare Sekundärrohstoffe ungenutzt auf die Deponie wandern. Auf einem anderen Blatt stehen die Entsorgungskosten. Wenn die Stadt dies zum Nulltarif besorgt, kann es dem Bürger nur recht sein.

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