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Erbfolgestreit beendet

■ Gallimard behält Unabhängigkeit trotz Fremdkapital

MIT DEM VERLAGSWESEN AUF DU UND DU

Paris (taz) - Wie in schlechten Romanen nahm alles ein gutes Ende: Frankreichs edelstes Verlagshaus „Gallimard“ wird trotz Fremdkapital unabhängig bleiben. Das durch den Verkauf der Erbinnen Fran?oise und Isabelle Gallimard freigewordene Aktienpaket von 24,3 Prozent des Gesamtkapitals wurde zwar größtenteils von dem italienischen Verlag Einaudi und dem Pariser Mischkonzern Havas erworben. Beide Aktionäre unterschrieben jedoch eine Selbstbeschränkungsklausel, in der sie sich verpflichten, ihre Anteile nicht auszubauen. Außerdem gestanden sie Verlagschef Antoine Gallimard das Recht zu, im Konfliktfalle neue Investeure selbst auszusuchen.

Sechs Monate lang hatte der Erbfolgestreit der Gallimard -Geschwister die Pariser Verlagsszene amüsiert, bzw. irritiert (siehe taz vom 10.4. 1990). Die verkaufswillige Fran?oise Gallimard war von diversen europäischen Medientrusts mit Angeboten bestürmt worden schließlich gilt Gallimard nicht nur als Filetstück des französischen Verlagswesens, sondern machte im letzten Jahr auch einen Umsatz von einer Milliarde Francs, das entspricht 300 Millionen D-Mark. Auf dem Höhepunkt der Auseinandersetzung drohte gar die Creme der französischen Literaten damit, den Verlag zu wechseln, falls ein Fremdfinanzier die Unabhängigkeit des Verlags gefährden sollte. Gallimard und Einaudi planen jetzt die Ausweitung der illustren „Pleiade„-Klassikerreihe auf Italien. Havas seinerseits hofft, seine offensiven Marketingmethoden bei Gallimard praktizieren zu können.

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