: Entlassungen in DDR-Kaligruben
■ Proteste gegen den Rausschmiß von 15.000 Bergleuten
Sondershausen (dpa/taz) - Den bislang krisensicheren Kali -Bergbaurevieren droht eine große Entlassungswelle. Nach Angaben der betrieblichen Gewerkschaftsleitung der Südharz -Gruben soll in den drei Revieren jeder zweite der 31.000 Arbeitsplätze gestrichen werden, 15.000 Kumpels bangen um ihre Arbeitsplätze. Gegen den drohenden Arbeitsplatzabbau demonstrierten am Samstag in der thüringischen Stadt Sondershausen Kalibergleute des Südharz-Reviers. Nach Schätzung der Industriegewerkschaft Bergbau, Energie und Wasserwirtschaft (IGBE) nahmen an der Kundgebung über 3.000 Bergleute teil.
Die Gewerkschaft forderte von Regierung und Treuhandanstalt Fördermittel bis ins Jahr 1992, um die Arbeitsplätze im Kali -Bergbau zu sichern. Außerdem müsse für die Kalireviere ein Infrastruktur-Konzept erarbeitet werden. Bislang war die Kaliindustrie einer der größten Devisenbringer der DDR, die der weltweit drittgrößte Produzent von Kalidünger war. Ein Viertel der Produktion wurde in der DDR selbst verbraucht, ein weiteres Viertel ging in den „nichtsozialistischen Wirtschaftsbereich“. Die Hälfte des DDR-Kalis wurde in Ostblockstaaten geliefert, die nach Einführung der D-Mark in der DDR kaum noch Kali für harte Devisen ordern. Auch der Absatz in der eigenen Landwirtschaft ist zusammengebrochen.
Die Arbeitsproduktivität der DDR-Kaliindustrie erreicht zwischen 25 und 40 Prozent vergleichbarer Anlagen in der Bundesrepublik. Der technische Leiter des Schachtes Sondershausen, Peter Schwarz, sagte der 'dpa‘, in den letzten zwanzig Jahren seien keine wesentlichen Investitionen mehr erfolgt. Das ehemalige Kalikombinat soll in eine Holding-Aktiengesellschaft umgewandelt werden, worüber gegenwärtig verhandelt wird.SEITE 6
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