Engpässe bei erneuerbaren Energien: Heizungsbauer kommen nicht nach

Die deutschen Verbraucher entscheiden sich zunehmend für effiziente und umweltschonende Heizanlagen. Das ist ein Erfolg der Förderpolitik - und eine Folge der hohen Energiepreise.

Solarheizungen sind derzeit ein Renner. Bild: ap

Dieter Schütte setzt auf erneuerbare Energie - und ist dabei ganz pragmatisch. "Meine Heizung musste ohnehin erneuert werden. Weil die Gaspreise stark gestiegen sind, habe ich mich für Solarkollektoren entschieden." Schütte, der im südwestfälischen Kierspe lebt, heizt nun mit einem modernen Gaskessel und der Energie der Sonne. Nach der Installation musste der neue Gaskessel durch die Kollektoren bisher deutlich weniger arbeiten als früher. "Ich hoffe, dass ich so über 30 Prozent Gas einsparen kann." Mit dieser Hoffnung ist Schütte nicht allein.

Die Heizungswirtschaft baut derzeit immer häufiger nicht nur effizientere Anlagen bei ihren Kunden ein, auch erneuerbare Energien werden beliebter. "Die Nachfrage in diesem Bereich ist extrem hoch. Namhafte Firmen kommen mit der Produktion nicht nach", sagt Reiner Zieprig vom Industrieverband BDH. Bereits Anfang des Monats meldeten 71 Prozent der befragten Unternehmen im Geschäftsklimaindex Solarthermie, den das Marktforschungsunternehmen EuPD Research vierteljährlich erhebt, gestiegene Umsätze. Laut dem Bundesverband Solarwirtschaft wurden im ersten Halbjahr 2008 60.000 Solarheizungen verkauft, über 50 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum 2007. Auch beim Bundesverband Wärmepumpe - ein System, bei dem die oberflächennahe Erdwärme genutzt wird - spricht man von einem "deutlichen Marktwachstum". Dabei hatte die Heizungsbranche im Jahr 2007 noch über einen drastischen Verkaufseinbruch geklagt - auch bei der erneuerbaren Wärme.

Zieprig vom Branchenverband BDH sieht den Grund für den Umschwung in den politischen Entscheidungen der jüngeren Zeit: "In den letzten Jahren herrschte bei den Verbrauchern noch Verunsicherung, weil die Fördertöpfe häufig früh leer waren und nachträglich zum Teil gestrichen wurden." Ab 2008 wurde die staatliche Unterstützung jedoch deutlich angehoben und soll weiter steigen. Das bringt neue Sicherheit.

Das Anfang Juli beschlossene Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz, das Anfang 2009 in Kraft tritt, sieht neben der Pflicht zur Nutzung von erneuerbarer Wärme bei Neubauten auch vollere Fördertöpfe vor. Ab dann werden somit jährlich 500 Millionen Euro zur Verfügung stehen. In diesem Jahr sind es 350 Millionen Euro, von denen trotz der hohen Nachfrage immer noch zwei Drittel ungenutzt sind .

Geld vom Staat gibt es seit diesem Jahr erstmals für Wärmepumpen, seit diesem Monat auch für sogenannte Mini-Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die effizient Strom und Wärme in Privathäusern produzieren. Hausbesitzer wie Schütte, die gleichzeitig ihren alten Heizkessel modernisieren und Solarkollektoren aufs Dach montieren, können mit fast 2.000 Euro Förderung rechnen - bei Anschaffungskosten von bis zu 10.000 Euro. Auch mit dieser finanziellen Unterstützung möchte die Bundesregierung den Anteil der erneuerbaren Energien an der Wärmeversorgung bis 2020 von heute 6,6 auf 14 Prozent erhöhen.

Die hohen Anschaffungskosten sind zwar immer noch schmerzhaft, sie amortisieren sich durch die eingesparten Energiekosten laut BDH aber nach spätestens zehn Jahren.

Die Hersteller erweitern zurzeit ihre Werke, um die steigende Nachfrage bedienen zu können. Anfang Juni hat der Konzern Vaillant, einer der größten deutschen Anbieter, in Gelsenkirchen ein neues Werk für Solarkollektoren eröffnet. Das Unternehmen Stiebel Eltron baut in Holzminden eine neue Wärmepumpenfabrik. Schütte wird noch viele Nachahmer finden.

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