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Enges Telefonieren ist out, exklusives ist in

„Dieses Telefon befindet sich an einem „lukrativen Standort“, die Höhe der Gebühr ist diesem Ort angemessen. Ihre Deutsche Telekom“ könnte demnächst an einigen Telefonzellen in der Hauptstadt zu lesen sein.

Sinnvoll wäre diese Information angesichts der neuen anvisierten Preiserhöhung der Deutschen Telekom, damit die Kunden diese auch nachvollziehen können. Die Erhöhung der Telefongebühren ab 1. September wird besonders die notorischen Vielquatscher auf Flughäfen, Bahnhöfen, Messen, in Autobahnraststätten oder Postämtern überraschen. Denn telefonieren wird dort teurer, obwohl die Telefonzellen die gleichen bleiben: keine Tastatur mit Sonderfunktionen, keine luxuriösen Installationen wie Plüschsofa oder Telefonhocker, kein Getränkeautomat, die das Telefonieren zu einem königlichen Genuß erheben.

Allein schon das Benutzen eines Telefons, das sich an einem begehrten Ort befindet, muß dem Kunden als Grund genügen, ohne Murren noch ein paar weitere Groschen fürs Telefonieren lockerzumachen. Das hat man sich wohl bei den Bundesligaclubs abgeschaut, die für scheinbar attraktivere Begegnungen einen sogenannten „Top-Zuschlag“ erheben, obwohl die Tribünen weiter aus hartem Holz sind.

Wo welcher Zuschlag bezahlt wird, entscheiden die Telekomzentralen in den jeweiligen Ländern. Nur zehn bis zwanzig Pfennig sind es immerhin pro Einheit, die auf den Kunden kommen. Erst ab dem nächsten Jahr wird man einen weiteren Groschen abverlangen. Also wird 1996 eine Telefoneinheit sechzig Pfennig kosten. Wenn ein Extraservice in Anspruch genommen wird, wird richtig zugeschlagen. So kostet ein „handvermitteltes Gespräch“ zwei Mark und vierzig Pfennige.

Die Telekom begründet diese bundesweite Gebührenerhöhung folgendermaßen: Die Telekom müsse neuerdings in Bahnhöfen eine Telefonzellen-Miete zahlen. Sie gibt lediglich diese Kosten an die Kunden weiter. Außerdem habe sie dafür die Gebühren für Ferngespräche nach Nordamerika „drastisch gesenkt“, so der Telekom-Pressesprecher Bernhard Krüger in Berlin. Zonya Dengi/Foto: Voller Ernst

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