: Energie-Konzerne an die Macht
■ Mehrheit an DDR-Stromwirtschaft im Visier
Die drei größten bundesdeutschen Stromkonzerne, Bayernwerke AG, PreussenElektra AG und RWE, streben die Mehrheit an der gesamten DDR-Stromwirtschaft an. Das sagte PreussenElektra -Chef Hermann Krämer am Montag in Hannover. Die Unternehmen seien bereit, in der DDR „in zweistelliger Milliardenhöhe“ zu investieren. Dies setze jedoch „klare Entscheidungsstrukturen“ voraus. Die Mehrheit an der DDR -Stromwirtschaft solle nicht durch Kauf, sondern mit Investitionen und Kapitalerhöhungen erworben werden.
Krämer bestätigte, daß der Vertrag mit der DDR-Regierung eigentlich in dieser Woche unterzeichnet werden sollte. Nachdem das DDR-Parlament und die Kartellbehörden Bedenken geäußert haben, sei „völlig offen, ob und
wann“ unterzeichnet werde. Alle Zahlen über einen möglichen Preis seien „beliebig hergeholt und falsch“.
Für ihr Engagement wollen die Konzerne eine Betriebsgesellschaft gründen. Über die Anteile daran sei man einig, sagte Krämer, ohne Zahlen zu nennen. Die Gesellschaft solle in der DDR investieren. Bis Ende 1991 sollen die bestehenden DDR-Unternehmen bewertet werden und dann mit der Betriebsgesellschaft in eine neue Gesellschaft eingehen. Den bundesdeutschen Konzernen würden dabei alle Investitionen als Beteiligung angerechnet. Sollten sie so keine Mehrheit erreichen, wollen die Stromkonzerne ihre Beteiligung durch Kapitalzufuhr aufstocken. „Die DDR verkauft keine Anteile“, sagte Krämer.
Für die Bewertung der DDR
Unternehmen sei vor allem der künftige Strompreis entscheidend. Dieser sei ungewiß, bis Subventionen und Begrenzungen geklärt seien. Die Endpreise in der DDR würden sich jedoch mindestens verdreifachen, sagte Krämer.
Er erwartet, daß die Ost-Berliner Kartellbehörde den Plänen zustimmen werde. Sollte das bundesdeutsche Kartellamt Einwände haben, müsse man abwarten, ob der Wirtschaftsminister eingreife. Unsicher sei die Zukunft der Atomkraftwerke in Greifswald und Stendal. Die Blöcke 1 bis 4 in Greifswald könnten längstens drei Jahre in Betrieb bleiben. Für die noch gebauten Blöcke 5 bis 8 und das Werk in Stendal müsse vor Nachrüstungen sichergestellt werden, daß es Betriebsgenehmigungen gebe.
dpa
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