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Archiv-Artikel

Endlose Psychogramme in Rot

Der Düsseldorfer Fotograf Horst Wackerbarth im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft. Mit über 100 Arbeiten retrospektiv zu breit stellt der Herr der Roten Couch in seiner Heimatstadt 25 Jahre Schaffen an der Kamera aus

Noch etwas benommen von den mousigen Loops in der Kunsthalle kann der hart gesottene Kunstreisende vier Fußminuten weiter im NRW-Forum Kultur und Wirtschaft der Landeshauptstadt eine anstrengende Reise durch die Welt des Fotografen Horst Wackerbarth antreten.

Sein Markenzeichen ist eine rote Couch, die auf allen Bildern, und es sind weit über 100 Exponate, zu sehen ist. Die Fotos beschäftigen sich mit der Identität Europas. Sie zeigen Menschen, einfache wie prominente, und sie zeigen couchtechnisch veränderte, wilde Landschaften des alten Kontinents abseits der Touristenströme. Über ein Viertel Jahrhundert lang hat er mehr als 100.000 Kilometer dafür zurückgelegt, immer das farbige Möbelstück auf dem Hänger.

Zu Beginn eines Rundgangs hat der Fremdkörper auch den gewissen Reiz, sind die portraitierten Personen eine spannende Serie. Neben dem Düsseldorfer Bordellbesitzer, der seine farbige Gattin nebst teuren Angestellten mondän um sich versammelt hat, hängen, auf dem selben Rot sitzend, der französische Legionär mit seinem grünen Tarnnetz, der finnische Fischer vor der orange untergehenden Sonne des Nordens und der renommierte amerikanische Künstler Richard Serra, der die Couch allerdings senkrecht neben sich stehen hat. Er war einer der ersten Promis.

Nach einiger Zeit verliert die Bilderflut ihren Reiz. Promis abhaken ist angesagt. Sir Peter Ustinov auf der Couch im Kornfeld, Jörg Immendorf mit zwei nackten Modellen im Atelier, die russische Rentnerin in ihrer Wohnung. Das alles kann das Auge nicht mehr verarbeiten und das sich selbst Herbert Grönemeyer in seiner Berliner Lieblings-Waldbühne nicht zu schade war, der Speicher im Kopf will das schon längst nicht mehr aufnehmen. Dass Wackerbarth auch noch lange Ton- und Videoaufnahmen in das Spektakel integriert, ist ein Fehler. Diese freiwillige Retrospektive ist überhyped und überladen – rote Couchen will der Besucher am Ausgang die nächste Zeit nicht mehr sehen. PETER ORTMANN

Die rote CouchNRW-Forum, Düsseldorfbis 27.6. 2004Infos: 0211-8926690