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Ende eines Poeten

■ Junges Forum zeigt stimmige Inszenierung von Rihms „Jakob Lenz“

Der irre geworden Poet Jakob Lenz als Titelfigur seiner zweiten Oper stellte eine nahezu perfekte Poetisierung von Wolfgang Rihms Musik dar. Zerrissen, aufgewühlt, zwischen Klarheit und Konfusion hin- und hergeworfen bietet die Figur alle dramatischen Qualitäten zu Rihms kompakt komponierter Dynamik.

Nachdem Jakob Lenz 1979 an der Hamburg Oper uraufgeführt worden war, kehrte das kurze Werk jetzt in Form einer Diplominszenierung der Musikhochschule an die Alster zurück. Ulrike Gärtner inszeniert Lenz' Flucht vor sich selbst in die Wälder als spartanisch-expressionistisches Schauspiel und zeigt dabei durchaus Talent in der Personenführung. Zwischen zackig eingeschnittenen, rollbaren Wänden (Bühne: Angela Röhl) zeigt sie Lenz als psychologisch glaubwürdigen Wahnsinnigen. Aber auch mit den Figuren seines Freundes Kaufmann (Clemens Löschmann) und des Pastors (Jochen Bauer) schafft sie klischeefreie und unaufgeregte Charaktere.

Anstatt – wie so viele schulische Regisseure – mit Pfunden zu wuchern, die es nicht gibt, stellt Gärtner alle Kinkerlitzchen hintenan und konzentriert sich mit Bedacht auf die Ausmalung der Figuren, die auf Büchners Novelle Lenz basieren. Insbesondere der Bariton Peter Neff in der Hauptrolle überzeugt dabei im Schauspiel- wie im Sangesfach.

Alexander Wintersons musikalische Leitung der Kammerbesetzung gestaltete sich straff und klar strukturiert. Mit sicherem Gespür für die romantischen Töne der Komposition erfaßte er aber auch die schwelgerischen Momente Rihms. Ein durchaus gelungenes Gesamtpaket aus Bild und Ton.

tlb

Noch bis 28. September

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