piwik no script img

Elternwille -betr.: "Privatschulen", taz vom 18.11.93

Betr.: „Privatschulen“, taz 18.11.

Ob wir in Bremen „eigentlich“ private Schulen „bräuchten“, bestimmt, Gott sei Dank, nicht die Oberschulrätin Ursula Helmke beim Senator für Bildung, sondern das Grundgesetz, die Bremer Verfassung und – in einer Demokratie auch, so sollte man zumindest meinen: – nicht zuletzt der Elternwille. Mit dem liegt die senatorische Behörde ja bekanntlich schon andersweit auch im Clinch.

Wie stellte doch Dr. Rüdiger Jach, vom Zentrum für europäische Rechtspolitik an der Bremer Uni mit Blick auf den demokratischen Teil Europas fest: „ Das staatliche Schulmonopol gehört nicht zu den essentials eines demokratischen Staates.“ Ist Bremen etwa keine Demokratie? Der Blick in die Bilanzen etwa der Waldorf-Schule würde zutage fördern, daß die Lehrer 30 bis 35% weniger Gehalt beziehen als die an den Staatsschulen. Geradezu augenwischerisch ist die Behauptung: „Wir müssen auch 15% einsparen“, von seitens U. Helmkes. „Müssen“ vielleicht, denn die Staatsschulkinder Bremens sind die teuersten der Republik, nur über welchen Zeitraum und wieviel bitte sehr jetzt. Da ist es natürlich einfacher, man spart bei denen, die sowiso im Bundesdurchschnitt schon am wenigsten bekommen, auch wenn die Behörde das gerade mit einer äußerst unseriösen Statistik zu verschleiern suchte. Ansonsten gibt man Absichtserklärungen ab, die vor „müssen“ und „sollen“ strotzen. 15% Einsparungen in zwei Jahren, wie man sie den Privatschulen obrigkeitsstaatlich zumutet – Staatsrat Hoffmann: „Ich teile Ihnen mit, wieviel sie weniger bekommen.“ – würden in den Staatsschulen zu einem Aufstand führen.

Die senatorische Behörde setzt sich doch sonst so sehr für Minderheiten ein und predigt und predigt allerorten mit Recht Toleranz, darf man fragen, weshalb die Minderheit der 8% Privatschüler beim Senator für Bildung eigentlich so schlechte Karten hat? Merke: Toleranz kann man nur vermitteln, wenn man selbst tolerant ist.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen