: Eltern sollen mithelfen
■ Weniger Staatsgeld für Kinderspielplätze
Das neue Spielplatzkonzept der Sozialsenatorin geht den Eltern an Freizeit und Portemonnaie. Eltern sollen Spielplätze in Eigenregle übernehmen und dafür von der Behörde eine jährliche Pauschale erhalten.
Bremen hat im Gegensatz zu anderen Bundesländern kein Spielplatzgesetz. Dadurch besteht kein Rechtsanspruch auf den Bau, Ausbau oder Unterhalt öffentlicher Spielplätze. Die Haushaltsansätze für den Unterhalt von etwa 200 Spielplätzen sind mit gut 500.000 Mark in diesem Jahr entsprechend knapp bemessen. Selbst diese Gelder sind keineswegs gesichert.
Heinz Küpper, Leiter der Abteilung Kind und Jugend: „Wir werden Spielplätze nicht mehr wie früher pauschal bereithalten können. Wir werden sogar weiter Spielflächen rückbauen oder stillegen müssen.“ Wenn Eltern in Eigeninitiative Spielraum erstellen und erhalten, rechnet er, fallen immense Kosten weg.
Die Eltern sollen sich, zum Beispiel als Verein organisieren, der dann von der Behörde mit Know-How sowie einer jährlichen Pauschale unterstützt werde. Sie könnten dann Sandaustausch und Büscheschneiden selbst übernehmen oder als Auftrag vergeben – in letzterem Falle ginge die Rechnung an die Elternorganisation. Einholung von Angeboten, Auftragsvergabe, Buchführung, Abrechnung, Organisation von Eigenleistung – alles Aufgaben der Eltern. Die Elterninitiativen, so Küpper, könnten sich Geldquellen erschließen, die die Behörde nicht anzapfen kann, und mit preisgünstigen Beschäftigungsinitiativen zusammenarbeiten, die die Behörde nicht ohne weiteres beauftragen kann.
Locken will Küpper die Eltern mit einem Kompetenzzuwachs: Kinder, Jugendliche und Eltern sollen bei der Anlage und Umgestaltung von Spielplätzen beteiligt, ihre Wünsche zusammen mit Vertretern der zuständigen Behörden realisiert werden. Im Rahmen der finanziellen und räumlichen Möglichkeiten, versteht sich.
Dennoch stieß das Konzept bei einer Lesumer Elterninitiative auf wenig Gegenliebe. Sie war zwar bereit, bei Einmal-Aktionen wie Sandaustausch mitzuwirken, aber „eine permanente Unterhaltung ist unmöglich“, so Ute Appel, Sprecherin der Initiative. Drastisch schilderten einige Mütter, wie sie bereits von der Gemeinde beansprucht werden: Putz- und Kochdienste in privaten Kintertagesstätten müssen erbracht werden, da in staatlichen Einrichtungen nicht genügend Unterbringungsmöglichkeiten vorhanden sind. Die Behörde nimmt die Eltern für Malerarbeiten an den Schulen in Anspruch. Eine Mutter: „Was sollen Eltern eigentlich noch alles leisten? Irgendwann ist auch mal Schluß mit der Belastbarkeit!“
Diese Argumente sind für Küpper jedoch kein Grund, die Eltern nicht in die Pflicht zu nehmen. Sie sollen sich möglichst stadtteilübergreifend organisieren: „Wenn Sie nur mit einem Forderungskatalog an die Behörde herantreten, wird nicht viel passieren.“
Marlies Weidenfeller
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