: Eltern rufen zum Schulkampf auf
■ Zentralelternbeirat gegen die großkoalitionäre Bildungspolitik den Kampf ansagen
Der Zentralelternbeirat (ZEB) hat der Bildungspolitik der Großen Koaliton den Kampf angesagt. Bis zum Ferienbeginn Ende Juni soll der Unterricht an zahlreichen Schulen boykottiert werden. „Warum sollen wir Verpflichtungen nachkommen, und unsere Kinder zur Schule schicken, wenn der Staat seiner Verpflichtung auch nicht nachkommt“, faßte Vorstandsmitglied Heidrun Huthoff „die Wut“ der Eltern gestern in Worte.
Die 36 Neueinstellungen, die Bringfriede Kahrs „stolz“ als Erungenschaft gefeiert habe, seien nichts weiter als „magische Zahlenspiele“ und „Illusionen“ der Senatorin, sagte Vorstandsmitglied Margitta Schmidtke. Hinter 15,5 Stellen verbergen sich ledigleich Verträge von LehrerInnen, die derzeit einen befristeten Arbeitsvertrag hätten und die jetzt weiter arbeiten dürfen. 12 Stellen stammten aus dem Langzeitarbeitslosenprogramm. Auch diese LehrerInnen seien schon seit geraumer Zeit an den Schulen tätig. Insgesamt seien nur drei Stellen neu geschaffen worden – in der privaten Erwachsenenschule.
Nach Angaben des ZEB werden 1996 103 Lehrerstellen durch Pensionierungen frei. 86 Stellen werden ersatzlos gestrichen. 1997 werde die Zahl der pensionierten LehrerInnen sogar auf 201 geschätzt. 84 Stellen sollen gestrichen werden. Der ZEB fürchtet deshalb ein „regelrechtes Schulchaos“ und Grundschul-Klassen mit bis zu 60 Kindern.
Der Elternprotest richtet sich allerdings nicht nur gegen Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD), sondern gegen die Große Koaltion insgesamt. „In der Koalitionsvereinbarung steht etwas über „Schulfrieden“ und über „erneute Brüche“, die vermieden werden sollen. Möglicherweise meinte man es vor einem Jahr ernst, heute ist offensichtlich nichts unwichtiger“, resümierte Schmidtke.
Ein Vorwurf, den Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) nicht auf sich sitzen lassen will. „Ohne den Senatsbeschluß wären die Stellen der befristet beschäftigten Lehrkräfte zum Schuljahresende ausgelaufen“, erklärte sie. Die jetzt beschlossene unbefristete Weiterbeschäftigung sei ein „Erfolg“, der „Schulen unmittelbar zugute“ käme.
Schützenhilfe haben die Elternvertreter jetzt auch vom Kinderschutzbund bekommen. Der Verein protestierte in einem Brief an Bürgermeister Henning Scherf gegen die Bremer Bildungspolitik. „Der Vorstand verfolgt voller Sorge die Vernachlässigung der Fürsorgepflicht des Senats gegenüber unseren Kindern durch die unzureichende Versorgung der Grundschulen mit Lehrern“, schrieben die Kinderschützer. „Die Folgen dafür werden wir alle zu tragen haben.“
kes
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