: Eltern kümmern sich um türkische Jugendgangs
Berlin. Um dem Problem der türkischen Jugendgangs zu begegnen, wollen der Türkische Elternverein und der Bund der psychosozialen Fachkräfte aus der Türkei selbst Trägerverein des Streetworker-Projekts werden, das der Senat letzten Dienstag ins Leben gerufen hat. „Als Immigranten stehen wir der Problematik der ausländischen Berliner Jugendgangs näher und fühlen uns kompetenter als deutsche Trägervereine und SozialarbeiterInnen“, sagte Mehmet Alpek, Vorsitzender des Elternvereins. Man wolle, so Vereinsmitarbeiter Kenan Kolat, kein „Handlanger des Senats“ werden. „Wir möchten unsere Selbständigkeit und das Vertrauen der Jugendlichen haben.“ Der Verein legte jetzt dem Senat ein Konzept zur Jugendarbeit vor.
Die Gründe für das Auftauchen der Jugendbanden lägen bei der Politik der letzten Jahre, meint Kolat. „Die Jugendlichen haben Zukunftsängste vor der Vereinigung von Ost und West. Sie fühlen sich wie Stiefkinder behandelt und reagieren mit Bandenbildungen aus einem Bedürfnis nach Selbstschutz und Geborgenheit heraus.“ Der Verein fordert Räumlichkeiten für die Jugendlichen, denn in vielen Diskotheken und Jugendfreizeitheimen haben junge Türken keinen Zutritt. Grund für die Bandenbildung sei weiter, so Kolat, ein Generationenkonflikt zwischen Eltern und Kindern, denn die meisten Jugendlichen seien zwar hier geboren, aber die Einflüsse türkischer Kultur zu Hause seien sehr stark. „Das läßt sie zwischen zwei Stühlen sitzen und treibt sie in Identitätskrisen“, sagt Kolat. Der Verein möchte außerdem Friedensgespräche zwischen verfeindeten Gruppen vermitteln.
Kolat sieht zwar wenig Chancen, daß der Senat den Elternverein als Träger anerkennt, hofft aber, durch das Konzept indirekt Einfluß nehmen zu können. „Wir werden selbst im Falle einer Ablehnung eine Kontrollfunktion haben“, meint Kolat.
Salia
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen