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Ellbogengesellschaft

■ Wie die Fotos in unseren Zeitungen entstehen

Wer jetzt nicht vorne steht, hat die Chance auf gute Bilder von Stone und Kovic vertan. Niemand weiß das besser als Erika Rabau, die bekannte Festspielfotografin.

Mit ihrem fusseligen Spaghetti-Blondhaar, in schwarzem Lederdress hat sie sich in die vorderste Reihe gedrängelt, legt und schießt Bild für Bild. Gnadenlos. Da hilft kein Jammern und kein Flehen: Mensch Erika, Du hast doch jetzt Deine Bilder, jetzt laß doch auch mal die anderen...

Dann: wütende Proteste von dem Fotografenrudel hinter ihr. Eine ausländische Fotografin, offenbar in Unkenntnis über den Sonder-Status der Berlinale-Fotografin Rabau stößt spitze Schreie der Empörung aus, ihre Stimme überschlägt sich, einen Moment lang sieht es nach einer Keilerei zwischen den beiden aus.

Hinter mir haut eine New-Comer-Fotografin in rhythmischen Abständen auf meine Schulter „Mensch runter, sag ich, runter mit Dir... Ich schüttel Dich jetzt so lange, bis Dir jedes Bild verwackelt.“

Krieg an allen Fronten. Gerade schiebt mich ein französischer Kameramann beiseite und hat jetzt endlich seinen Reporter im Bild, der atemlos seinen Text in die Kamera hinein betet. Das Chaos um ihn herum scheint wie ein Aphrodisiakum auf ihn zu wirken.

Ulla Troitzsche

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