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Archiv-Artikel

Elke Heyduck empfiehlt „Brokeback Mountain“

O.k., so genau wollte man‘s auch wieder nicht wieder wissen... Denkt man, wenn die erste schwule Fickszene auf dem Brokeback Mountain über die Leinwand stöhnt. Und dann... dann dauert es noch wenige Minuten, um in vollständiger Identifikation mit diesem Paar einen Film zu sehen, der bis ins Mark berührt. Zärtlichkeit, Verlangen, Lüge, Schweigen – vor Glück und vor Unglück. Cowboy liebt, begehrt, verzehrt sich nach Cowboy – und hält den Schein mit Kindern und Familie mal mehr, mal weniger gelungen aufrecht. A couple in the wrong time at the wrong place. Tiefster Westen in den 60er Jahren: Es gibt schon längst keine heile Cowboy-Welt mehr, dafür eine umso brutalere Moral: Mann sein muss sein, Geldverdienen muss sein, als Knecht bei den Rinderherden oder als Rodeo-Reiter ohne Glanz und Gloria, dafür mit gebrochenen Knochen. Annie Proulx, die amerikanische Geschichtenerzählerin, hat die Vorlage für diesen Film geliefert. Ihre Bücher sind wie dieser Film – voller Einsamkeit, Verlorenheit, verschwiegener Natur. Alle Geschichten sind angesiedelt in Zwischenräumen, in denen irgendetwas nicht mehr und irgendetwas noch nicht möglich ist. Am Ende hält Jack in seinem Wohnwagen zwei blutige Hemden und eine Postkarte in Händen. Und das zugleich schönste und schlimmste Gefühl gedeiht in diesem Wohnwagen, in diesen Zwischenräumen: die Sehnsucht.

Montag bis Mittwoch, Atlantis, 21 Uhr &Cinestar Kristallpalast, 17.15 Uhr