Elfjähriger hatte kein Fahrgeld: Mit Gipsbein aus dem Bus geworfen
Ein neuer Fall von verletzter Aufsichtspflicht: Ein elfjähriger Schüler mit Gipsbein ist in Münster aus dem Bus geworfen worden, weil er das Fahrgeld für die Heimfahrt vergessen hatte.
MÜNSTER apn/dpa | Der elfjährige Nils kam auf Krücken aus der Schule, wollte wie immer den Bus nach Haus nehmen – nur die 1,30 Euro für das Ticket hatte er vergessen. Ein Busfahrer hat in Münster den Schüler mit einem eingegipsten Bein daraufhin kurzerhand aus dem Bus geworfen. Einen entsprechenden Bericht der Westfälischen Nachrichten bestätigte am Dienstag Stadtwerke-Sprecherin Petra Willing. "Das darf nicht sein und wird Konsequenzen für den Busfahrer haben." Das Unternehmen habe sich für den Vorfall in der vergangenen Woche bereits bei dem Sechstklässler und den Eltern entschuldigt.
Der Junge musste mit seinem schweren Schulranzen nach Hause hinken und hatte später Atemprobleme - "vermutlich vor Erschöpfung", zitiert die Zeitung die Mutter. Nach Willings Worten ist der Fahrer noch nicht identifiziert worden, da es an dem Tag auf der Linie Abweichungen vom Fahrplan gab. Die Eltern hatten sich mit einem langen Beschwerdebrief an die Stadtwerke gewandt.
Sprecherin Willing nannte das Gebaren des Busfahrers umso schlimmer, als es interne Festlegungen gibt, wie in solchen Fällen zu verfahren ist: "Eine lautet: Kinder unter 14 Jahren auf gar keinen Fall aus dem Bus schicken." Auch grundsätzlich sei bei Kindern und Jugendlichen mit Augenmaß zu handeln.
Der Fall sorgte auch in der Politik für Empörung. "So etwas darf nicht passieren", sagte der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Lutz Lienenkämper laut Mitteilung. "Das Verhalten des Fahrers ist unerklärlich und nicht zu entschuldigen."
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