: Eklat im pakistanischen Parlament
■ Parlamentssitzung beginnt mit Boykott/ Entschädigung für Tote bei Anti-Rushdie-Demonstration
Islamabad (afp/ap) — Mit einem Eklat hat am Samstag die erste Sitzung des in der vorigen Woche neugewählten pakistanischen Parlaments begonnen. Die entlassene Ministerpräsidentin Benazir Bhutto und die Abgeordneten ihrer Volkspartei verließen unter Protest den Saal, weil der inhaftierte Ehemann von Frau Bhutto, Asif Ali Zardari, nicht wie von einem Gericht in Karachi angeordnet für die Vereidigungszeremonie der Abgeordneten freigelassen wurde. Ein Gerichtssprecher hatte am Freitag mitgeteilt, Zardari, unter dem Vorwurf der Entführung eines britischen Geschäftsmannes verhaftet, werde in Kürze vorübergehend freigelassen. Nach Angaben von Innenminister Zahid Safraz war es aber nicht möglich, die für die Verlegung notwendigen Sicherheitsvorkehrungen zu treffen. Am Sonntag schienen die pakistanischen Behörden besser vorbereitet, so daß Zadari in der Nationalversammlung in Islamabad schließlich seinen Eid leisten konnte. Die pakistanischen Behörden haben den Angehörigen von Opfern einer von der Polizei aufgelösten Demonstration islamischer Fundamentalisten gegen den indischstämmigen Schriftsteller Salman Rushdie Schadensgelder ausgezahlt. Die Angehörigen der Todesopfer erhielten jeweils einen Scheck über 100.000 Rupien (6.900 Mark), die der Schwerverletzten 50.000 Rupien (3.450 Mark). Bei der Demonstration im Februar vergangenen Jahres in Islamabad waren sieben Menschen getötet und mehrere Dutzend weitere verwundet worden. Polizisten hatten Schüsse auf die aufgebrachte Menge abgefeuert, die versucht hatte, das amerikanische Kulturzentrum in der pakistanischen Hauptstadt zu stürmen. Pakistans amtierender Ministerpräsident Ghulam Mustafa Jatoi sagte bei der Übergabe der Schecks, die „brutale Niederschlagung der friedlichen Demonstration“ habe die „kriminelle Gleichgültigkeit“ der Regierung von Ministerpräsidentin Benazir Bhutto gegenüber den islamischen Werten verdeutlicht.
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