■ Eiskunstlauf: Amateur-Preisgelder locken auch Profis
Sofia (dpa/taz) – Im Eiskunstlauf ist Goldgräberstimmung ausgebrochen. Erstmals gibt es in diesem Winter nicht nur Medaillen, sondern auch Preisgelder. Dabei greift die Internationale Eislauf- Union (ISU) tief in die Tasche, um die Stars zukünftig nicht mehr an die Profi-Veranstalter zu verlieren. Während bei den Europameisterschaften, die derzeit in Sofia stattfinden, insgesamt 470.000 Dollar an Prämien bereitliegen, werden es bei den Welttitelkämpfen Mitte März in Edmonton/Kanada mit 937.000 Dollar fast doppelt soviel sein. Finanzieren kann die ISU diesen Geldsegen durch den Verkauf der weltweiten Fernsehrechte von 1996 bis 1999 für rund 80 Millionen Dollar an die International Management Group (IMG). „Es ist eine moralische Pflicht, die Läufer am finanziellen Gewinn zu beteiligen“, erklärte ISU-Präsident Ottavio Cinquanta, „und Geld ist ein gutes Argument, um gute Läufer an die ISU zu binden.“
Eher gelassen kommentiert das Millionenspiel Tanja Szewczenko, die dank ihrer Werbeverträge auch bisher nicht schlecht verdiente: „Selbst wenn es nicht soviel wie im Tennis ist, die Summen sind okay“, meinte die 18jährige WM-Dritte von 1994. Bei EM und WM werden nicht nur den Siegern – für Gold gibt es 30.000 bzw. 50.000 Dollar – Prämien gezahlt, sondern sogar das Erreichen des 24. Platzes wird noch mit 2.000 bzw. 2.500 Dollar honoriert. Mandy Wötzel, zusammen mit Ingo Steuer Paarlauf-Europameister 1995, versucht auf dem Eis jeden Gedanken an den Mammon zu verdrängen: „Sonst zittern mir die Knie.“
In der Champions Series mit insgesamt 1,95 Millionen Dollar Prämien ist aus Deutschland allein das Chemnitzer Duo dabei, wenn nach den Ausscheidungen in den USA, Kanada, Frankreich und Deutschland beim Finale vom 23. bis 25. Februar in Paris 466.000 Dollar auf die Verteilung warten. Den größten Reibach dürfte in diesem Jahr die 15jährige US-Amerikanerin Michelle Kwan machen. Für drei Champions-Series-Siege erhielt sie bereits 90.000 Dollar, 60.000 Dollar winken an der Seine, und durch einen WM-Erfolg würde ihr Preisgeldkonto auf 200.000 Dollar anwachsen. Bei solchen Aussichten verliert das Profidasein an Reiz. Exweltmeisterin Midori Ito (Japan) und die Eistanz-Olympiasieger Gritschuk/Platow haben sich daher zur Rückkehr zu den Amateuren entschlossen.
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