■ Eishockey: Zeit zum Luftholen
Berlin (dpa) – Selten waren die Trainer der Eishockey-Bundesliga so einheitlicher Meinung wie nach dem 17. Spieltag. Angefangen vom Coach des Tabellenführers Düsseldorfer EG, Hans Zach, bis hin zu Marshall Kennedy, Betreuer des Schlußlichts Eisbären Berlin, sind alle heilfroh, daß bedingt durch das am Donnerstag beginnende Sieben-Länder-Turnier um den Deutschland-Cup die Meisterschaft in eine zwölftägige Pause tritt. Die Unterbrechung tue gut, sie käme gerade rechtzeitig, war von allen zu hören. Jetzt könnten die Verletzten, von der keine Mannschaft verschont ist, ihre Blessuren auskurieren und neue Kraft für den noch härteren zweiten Teil der doppelten Vorrunde sammeln. Denn diese wird ohne Unterbrechung bis zum 30. Januar durchgespielt.
„Ein Glück, daß nun ein bißchen Ruhe ist“, atmete Hans Zach nach dem schwer erkämpften 4:3-Sieg gegen Landshut tief durch. „Bei der diesjährigen Leistungsdichte der ersten fünf, sechs Teams zeigt sich, daß auch für uns der Ausfall von ein oder zwei Spielern nicht mehr so leicht zu kompensieren ist.“ Insofern hoffe er, daß das angeschlagene Trio Brockmann, Truntschka, Jedamzik in den nächsten Tagen wieder fit wird. Daß vielen anderen DEG-Cracks – mit acht Spielern stellen sie das Gros der deutschen Nationalmannschaft – keine Zeit zum Luftholen bleibt, sieht Zach indes nicht als problematisch an. „Der Einsatz in der Auswahl lenkt vom Meisterschafts-Streß ab und wird ihnen hoffentlich Erfolgserlebnisse bescheren, was sich dann auch positiv auf das Bundesliga-Team niederschlagen würde.“
Zwei oder drei Tage völlige Arbeitspause verordneten die Trainer ihren Aktiven, um dann wieder mit vollem Tatendrang ins Training einzusteigen. Komplett zusammen bleibt in der Bundesliga- freien Zeit lediglich der EC Ratingen. Die übrigen elf Vereine stellen entweder Akteure für die A-Auswahl oder aber für das zur gleichen Zeit in Füssen ein Vier- Nationen-Turnier spielende U-20-Team.
„Wir wollen, mit dem 12. November beginnend, einen neuen Start machen. Langsam werden wir eine Mannschaft“, verkündete Mannheims in den letzten Wochen erfolgloser Trainer Craig Sarner, der mit den Siegen in Landshut (3:1) und gegen die Berliner Preussen (3:2) erstmals in dieser Saison an einem Wochenende vier Pluspunkte gutschreiben konnte. Auch beim Tabellen-Dritten Kölner EC, mit dem zweitplazierten Hedos München ärgster Verfolger der Düsseldorfer EG, ist trotz des finanziellen Chaos im Verein die Moral der Spieler intakt. So hatten vier der Besserverdienenden – Steiger, Heiß, Sikora und Brandl – vorerst auf eine Gehaltszahlung verzichtet, damit erst einmal die nicht so Bemittelten ihren Lohn erhalten konnten. „Das ist selbstverständlich, denn wir sind eine verschworene Gemeinschaft“, schwang sich Helmut Steiger zum Sprecher der vier auf, die mit einiger Verspätung ihr zustehendes Geld nunmehr erhielten.
Die größten Sorgen dürften gegenwärtig die Eisbären aus Berlin plagen. Nach dem Auswärtssieg in Schwenningen (5:4) glaubte nicht nur Trainer Kennedy, daß die Mannschaft sich gefunden hat. Welch ein Trugschluß, wie das sonntägliche 3:5-Heimdebakel gegen den Mitabstiegskandidaten ESV Kaufbeuren bewies. „Wir haben überall Probleme, im Tor, in der Verteidigung und im Sturm“, klagte Kennedy fast schon resignierend.
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